Süddeutsche Zeitung

Kanye West und Adidas:Wenn die Yeezys ausgelatscht sind

Lesezeit: 2 min

Nach ständig neuen Provokationen von Kanye West steht die milliardenschwere Zusammenarbeit von Adidas mit dem US-Rapper vor dem Aus.

Von Uwe Ritzer, Herzogenaurach

Am Anfang, erzählen Adidas-Leute, die dabei waren, sei die Zusammenarbeit mit Kanye West gar nicht so schlecht gelaufen. Ab und an tauchte der US-Rapper in der World of Sports auf, der Zentrale des Sportartikelherstellers in Herzogenaurach, sprach dort mit Designern und ließ sich im Firmenarchiv inspirieren, wo ein Paar von jedem Schuhmodell aus der Firmengeschichte aufbewahrt wird. 2013 hatte Adidas Kanye West angeheuert, um mit ihm Produkte auf den Markt zu bringen.

Schon damals galt "Ye" als kapriziös und schwierig; angeblich leidet er unter einer bipolaren Störung. Soll heißen: in einem Moment himmelhochjauchzend oder megafreundlich, im anderen zu Tode betrübt oder aggressiv. Genie und Wahnsinn lägen eng beieinander, sagt einer, der ihn erlebt hat. Trotzdem sei "die Partnerschaft zwischen Adidas und Yeezy eine der erfolgreichsten Kollaborationen in der Geschichte unserer Branche", so eine Firmensprecherin am Freitag. Was nichts daran ändern dürfte, dass sie nun wohl unfriedlich zu Ende geht.

Dabei sind Sportartikelmarken den Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten gewöhnt. Jahrzehntelang reichte es für die PR von Nike, Adidas oder Puma aus, wenn berühmte Sportler deren Produkte zur Schau trugen, gegen fürstliches Entgelt, versteht sich. Seit vor allem Sportschuhe jedoch Teil der Alltagskleidung und der Jugendkultur wurden, nahmen die Marken umso häufiger auch Musiker, Schauspieler und Sänger unter Vertrag. Puma etwa Sängerin Rihanna oder Adidas Pharrell Williams und Beyoncé. Die Stars locken junge Kunden an, erst recht, wenn sie mit den Marken eigene Kollektionen entwickeln. Adidas und Kanye West tun das seit 2016.

Für beide Seiten ein einträgliches Geschäft. Adidas erwirtschaftet jedes Jahr dreistellige Millionenumsätze mit Yeezys, umgekehrt verdient Kanye West damit so viel Geld, dass manche bereits unken, diese Zusammenarbeit sei die Haupteinnahmequelle des Ex-Manns der nicht minder schillernden Kim Kardashian. Trotzdem pöbelt der US-Rapper seit Monaten bevorzugt in sozialen Netzwerken immer wieder Richtung Herzogenaurach. Mal verlangte er mehr Posten und Einfluss, dann ging er auf Manager und Aufsichtsräte los, und als unlängst Adidas und Vorstandschef Kasper Rorsted ihre Trennung ankündigten, verkündete Kanye West auf Instagram gar den Tod des Firmenchefs.

Er wirft Adidas vor, die Drei-Streifen-Marke klaue seine Ideen und plagiiere das Design seiner Yeezys für eigene Modelle. Die Firma weist das zurück und zieht nun die Reißleine. "Wir sind stolz auf unser Team, dass die Zusammenarbeit mit Kanye West unermüdlich vorangetrieben hat, und die ikonischen Produkte, die daraus entstanden sind", ließ Adidas diplomatisch verlauten. "Eine erfolgreiche Partnerschaft" beruhe jedoch "auf gegenseitigem Respekt und gemeinsamen Werten". Weshalb man sich "nach wiederholten Versuchen, die Situation außerhalb der Öffentlichkeit zu klären", dazu entschlossen habe, die Partnerschaft mit Kanye West "auf den Prüfstand zu stellen". Was darauf hindeutet, dass sie wohl bald beendet wird. Bis dahin will Adidas "die aktuellen Produkte" aus der Yeezy-Kollektion "weiter vorhalten". Kanye West reagierte auf die Ankündigung mit dem Post: "Scheiß auf Adidas, ich bin Adidas, Adidas hat meine Designs vergewaltigt und gestohlen."

In Paris organisierte er dieser Tage eine ganz eigene Fashionshow, bei der Models mit dem Slogan "White Lives Matter" über die Bühne liefen, den rassistische Kreise auch hierzulande gerne verwenden. Adidas ist angesichts all dessen von Kanye West genervt, zurückhaltend formuliert. Genauso wie der US-Modehändler GAP, dessen Zusammenarbeit mit dem Rapper gerade nach zwei Jahren in die Brüche ging. Wobei jede Seite für sich beansprucht, sie aufgekündigt zu haben.

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