Süddeutsche Zeitung

Internet:Googles Gasballons schweben bald über den USA

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Das soll Internet in entlegene Regionen bringen - und könnte etablierte Netzanbieter unter Druck setzen.

Von Varinia Bernau

Lange Zeit waren die Rollen klar verteilt: Die Netzanbieter bauten das Netz - und die Diensteanbieter all die Dienste, die dieses Netz so spannend machen. Doch dann ging Google in die Luft.

Die gleichnamige Suchmaschine war nur der erste Streich des amerikanischen Internetkonzerns. Inzwischen tüftelt er auch an selbstfahrenden Autos, der Formel fürs ewige Leben - und daran, wie sich all die dafür notwendigen Daten mit Gasballons auch in abgelegene Gegenden transportieren lassen. Im neuen Jahr will Alphabet, die Dachgesellschaft, unter der die Bereiche des Konzerns seit dem Sommer angesiedelt sind, diese auch über den USA schweben lassen.

Womöglich will Alphabet zum Netzanbieter werden

Das geht aus bei der Aufsichtsbehörde FCC eingereichten Unterlagen hervor, aus denen das Portal Business Insider zuerst zitierte. Der Test soll in allen 50 Bundesstaaten sowie in Puerto Rico durchgeführt werden. Alphabet selbst äußerte sich nicht. Es kann gut sein, dass der Konzern an der Technologie in seiner Heimat lediglich feilen möchte - aber ebenso gut, dass er sich auch dort als Netzanbieter in Stellung bringen will. Bisher nämlich hat Alphabet seine Gasballons nur in kleinerem Rahmen in Lateinamerika, Australien und Neuseeland getestet - und zwar stets in Zusammenarbeit mit einem Netzanbieter, der die Daten, die per Funk aus der Luft an die Erde gesendet werden, über Kabel abtransportiert.

Vor etwa einem Monat gab Alphabet bekannt, diese Tests in Indonesien erstmals auf ein ganzes Land auszuweiten. Die zahlreichen Inseln dort sind bergig oder von Dschungel bewachsen, weshalb es einfacher ist, die Funkstationen in Ballons in der Stratosphäre, oberhalb von schlechtem Wetter und doppelt so hoch wie Flugzeuge, schweben zu lassen - statt am Boden Funkmasten aufzustellen. Anders als die Netzanbieter schleppt Alphabet nicht den Ballast einer bereits bestehenden, aber eben auch älteren Infrastruktur mit sich. Die Rollen sind somit nicht mehr so klar verteilt.

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Quelle:
SZ vom 28.11.2015
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