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Internet:Der vermutlich teuerste Tippfehler in der Geschichte des Internets

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Snapchat, Buzzfeed und etliche Onlineshops: Sie alle waren am Dienstag über Stunden nicht erreichbar. Die Umsatzeinbußen der betroffenen Seiten sollen sich auf mehr als 150 Millionen US-Dollar belaufen. Das liegt aber weder an kriminellen Hackern noch an einem technischen Fehler. Der Grund für den Ausfall von Amazons Web-Service AWS ist viel banaler: ein simpler Tippfehler, wie Amazon selbst zugibt.

Im Rahmen einer Routineüberprüfung sollten bestimmte Server vom Netz genommen werden. Doch ein Techniker vertippte sich: Statt wie geplant nur wenige Server abzuschalten, ging ein Großteil der Amazon-Cloud offline. Das löste eine Kettenreaktion aus, die einen kompletten Neustart erforderlich machte.

Isitdownrightnow.com war selbst down

Ein beträchtlicher Teil der Seiten und Dienste im World Wide Web vertraut auf Speicherplatz und Serverkapazitäten von Amazon, darunter etwa Netflix, Nike, Apples iCloud oder auch Amazons eigener Sprachassistent Alexa. Dem Internet-Überwachungsdienst Apica zufolge betraf der Ausfall 54 der 100 größten Online-Shops. Sie reagierten auf Anfragen mindestens 20 Prozent langsamer, teilweise verlängerten sich die Ladezeiten um mehr als anderthalb Minuten.

Auf Amazons eigene Fehlerseite war ebenfalls kein Verlass, da sie auch auf AWS basiert. Sie zeigte während des Ausfalls an, dass alles in Ordnung sei. Sogar Dienste, die sich darauf spezialisiert haben, den Offline-Status von anderen Webseiten zu überwachen, wurden lahmgelegt: Isitdownrightnow.com lieferte keine Informationen zu der Störung - weil es selbst down war.

Um vergleichbare Vorfälle in Zukunft zu verhindern, will Amazon den Systemneustart optimieren und einen Schutz gegen Tippfehler einbauen: Es soll dann nicht mehr möglich sein, Server vom Netz zu nehmen, wenn dabei eine bestimmte Mindestkapazität unterschritten wird. Auch die Funktion der Fehlerseite wurde umgebaut: Beim nächsten Totalausfall soll sie korrekt funktionieren.

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