Süddeutsche Zeitung

IKB-Prozess:Gericht verurteilt Ortseifen

Erster Schuldspruch gegen einen deutschen Bankmanager im Zuge der Finanzkrise: Der ehemalige IKB-Chef Ortseifen erhält eine Bewährungsstrafe - wegen vorsätzlicher Marktmanipulation.

Im Zusammenhang mit der Finanzkrise ist erstmals ein Top-Banker in Deutschland verurteilt worden. Das Landgericht Düsseldorf verhängte gegen den ehemaligen Chef der Krisenbank IKB, Stefan Ortseifen, eine zehnmonatige Bewährungsstrafe und eine Geldauflage von 100.000 Euro - wegen vorsätzlicher Marktmanipulation.

Ortseifen habe vorsätzlich irreführende Angaben gemacht, sagte Richterin Brigitte Koppenhöfer bei der Urteilsverkündung. Der Bankmanager habe die Lage der IKB kurz vor deren Milliarden-Desaster in einer Pressemitteilung im Juli 2007 irreführend beschönigt.

Das Gericht schloss sich mit seinem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft an. Die Verteidigung und Ortseifen selbst hatten die Deutsche Bank für den Beinahe-Zusammenbruch verantwortlich gemacht. Diese hatte die Handelslinien zur IKB am 27. Juli 2007 gekappt.

Mit der dramatischen Schieflage der IKB hatte die weltweite Finanzkrise vor drei Jahren Deutschland erreicht, ausgelöst durch die zweitklassigen US-Immobilienkredite. Die Mittelstandsbank musste später mit rund zehn Milliarden Euro vom Steuerzahler gerettet werden.

Die Düsseldorfer Bank hatte in Zweckgesellschaften außerhalb der Bilanz 17 Milliarden Euro in strukturierte Wertpapiere im Markt für zweitklassige US-Hypothekenpapiere (Subprime) investiert. Die Ratingagenturen hatten begonnen, diese Tranchen reihenweise abzuwerten - dennoch bestätigte Ortseifen damals die Gewinnprognose der IKB und stellte in der Pressemitteilung allenfalls einstellige Millionenabschreibungen durch die Subprime-Krise in Aussicht.

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