Süddeutsche Zeitung

Herbe Verluste an der Börse:Anleger lassen Apple fallen

Lesezeit: 2 Min.

Produktionsengpässe, Personalwechsel und Patentstreitigkeiten: Apple hat derzeit mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Investoren sind irritiert, weil die Papiere des Unternehmens innerhalb von nur zwei Monaten ein Fünftel ihres Wertes verloren haben.

Der Hype um Apple scheint zumindest auf dem Aktienmarkt vorerst beendet zu sein. Die Papiere des iPhone-Herstellers haben seit dem Höchststand im September 20 Prozent ihres Wertes eingebüßt - der größte Verlust für den Elektronikkonzern seit der Finanzkrise 2008. Der Kurs liegt aktuell bei 558 Dollar. Das ändert zwar noch nichts an Apples Status als wertvollstes Unternehmen der Welt (nach Börsenwert). Der Trend signalisiert jedoch: Die Anleger haben das Vertrauen in den Konzern des verstorbenen Gründers Steve Jobs verloren.

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Unter den Anlegern wächst die Sorge, dass Apple der großen Nachfrage nach iPhones und iPads nicht mehr gerecht werden kann. Der taiwanische Zulieferer Foxconn droht an die Grenzen seiner Kapazitäten zu stoßen. Als Alarmsignal werteten die Anleger eine Warnung von Foxconn-Gründer Terry Gou: "Wir können Apples Aufträge nicht erfüllen", sagte er erst am Mittwochabend vor Journalisten. Das Unternehmen komme der hohen Nachfrage nicht mehr hinterher. Die Apple-Aktie verlor am Mittwoch noch einmal 3,8 Prozent.

Gou machte für die Verzögerungen auch das Design des iPhone 5 verantwortlich, das den Zusammenbau der Multimediahandys erschwere. Auf die Frage, ob sein Konzern Produktionsaufträge womöglich an andere Unternehmen weitergeben könnte, wollte er sich nicht äußern.

Die Produktionsprobleme könnten sich bald nicht mehr nur auf Smartphones beschränken. "Ähnlich wie bei der Veröffentlichung des iPhone 5 im September glaube ich, dass Apple vor erheblichen Einschränkungen beim iPad mini steht", sagte ein Barclays-Analyst.

Die jüngsten Personalwechsel verunsichern die Investoren zusätzlich. Apple-Chef Tim Cook hatte Ende Oktober wegen der Probleme mit dem neuen Kartendienst unter anderem seinen Software-Chef Scott Forstall entlassen.

Der Umbau fällt in eine Zeit, in der die Konkurrenz stärker wird. Microsoft präsentierte Ende Oktober gemeinsam mit dem neuen Betriebssystem Windows 8 auch neue Produkte, die den Smartphone- und den Tablet-Markt aufmischen sollen. Auch Google startet pünktlich zum Weihnachtsgeschäft eine Offensive in diesem Bereich. Jüngst hieß es zudem, dass in Deutschland der Marktanteil der Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android von gut 27 auf mehr als 50 Prozent gestiegen sei. Apple hat das Nachsehen.

Technologiebranche hat von Obama nichts zu befürchten

Die Konkurrenten überziehen sich zudem gegenseitig mit millionenschweren Patentklagen. Und auch kleinere Firmen machen den Großen der Branche Probleme: Ein amerikanisches Gericht hat Apple nun zu einer Strafe von 368 Millionen Dollar verurteilt, weil das Unternehmen bei seinem Videotelefoniedienst Facetime Patente der Firma VirnetX verletzt haben soll.

Die vielen schlechte Nachrichten fallen in eine Zeit, in der die Anleger an den US- Börsen ohnehin nicht kauffreudig sind. Am Tag nach der US-Wahl meldete die Börsen in New York die größten Verluste des Jahres. Viele Investoren hätten lieber Mitt Romney als neuen Präsidenten gesehen. Nach dem Sieg von Barack Obama fürchten sie, dass neue Auflagen vielen Unternehmen und der Bankbranche das Arbeiten schwerer machen könnten.

Zumindest darüber braucht sich Apple nach Meinung von Experten aber nicht sonderlich sorgen. Jack Albin von der Harris Private Bank glaubt, dass Technologiefirmen unter Obama besser wegkommen als Unternehmen aus anderen Branchen. "Der Technologiesektor ist vielleicht am besten von allen unter Obama aufgestellt", sagte er der Financial Times. Der öffentliche Druck, die Branche stärker zu regulieren, sei gering.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen für 0,99 € zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1517604
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/bero
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.