Süddeutsche Zeitung

Beziehung:Wer entscheidet beim Kauf einer Immobilie?

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Auch zu dieser Frage wird geforscht - mit unterschiedlichsten Ergebnissen. Das Thema sei Männersache, behauptet eine Studie. Die Wirklichkeit sieht wohl anders aus.

Von Marianne Körber

Bei Immobilien geht es bekanntlich um sehr viel Geld. Aber wer entscheidet eigentlich, ob ein Haus gebaut oder eine Wohnung gekauft wird? Eine deutschlandweite Umfrage zeigt: Die Männer haben die Nase vorn. Sie ergreifen häufiger die Initiative, finden häufiger das am Ende erworbene Objekt und sie bringen mehr Eigenkapital in die Finanzierung ein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen, deutschlandweiten Umfrage des Finanzdienstleisters Dr. Klein unter Immobilieneigentümern.

Vier von fünf befragten Männern gaben demnach an, den Anstoß für die Immobiliensuche gegeben zu haben, und 74 Prozent erklärten, auch das Wunschobjekt gefunden zu haben - der Immobilienkauf, eine Männerdomäne?

Bianka Lenz-Guckenhan, Spezialistin für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Stuttgart, hat in der Praxis andere Erfahrungen gemacht. "Die Termine für die Budgetberatung oder das Erstgespräch vereinbaren meist die Frauen. Sie setzen den Prozess in Gang. Die Ausführung ist dann allerdings meist männerlastig." Auch bei der weiteren Organisation sei die Rollenverteilung nicht immer so klar, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheine. "Männer haben meist einen höheren Gesprächsanteil und sind risikofreudiger", so die Expertin. Aber sie erlebe häufig, dass die Frauen im Hintergrund die Entscheidungen träfen.

Und wer zahlt? 63 Prozent der befragten Männer geben an, beim Immobilienkauf mehr Kapital eingebracht zu haben. Interessantes Ergebnis der Umfrage: In den neuen Bundesländern machen Männer und Frauen eher halbe-halbe. Dort gehe es gleichberechtigter zu als in den alten, meinen die Spezialisten von Dr. Klein. Egal, wie die Finanzierungsanteile verteilt seien, Paare nähmen immer zusammen an den Beratungsgesprächen teil, betont Bianka Lenz-Guckenhan. Schließlich sei es wichtig, dass beide genau über die Finanzierung Bescheid wüssten - nicht zuletzt im Falle einer Trennung.

Das Ergebnis einer anderen Studie: Die Frau hat das letzte Wort

Etwa jeder siebte Mann hat übrigens das Gefühl, dass seine Partnerin mehr Abstriche beim Immobilienkauf machen musste als er selbst. Umgekehrt glauben nur fünf Prozent der Frauen, dass sie das Nachsehen hatten - vielleicht machen Frauen ja weniger Kompromisse, als "Mann denkt". Und lassen ihre Partner glauben, was sie wollen.

Makler sehen die Entscheidungsfrage wohl längst geklärt. Das Internetportal Mc Makler hat 2018 eine Online-Umfrage unter 200 Maklern durchgeführt und festgestellt: "Wenn Paare auf der Suche nach einem Haus oder Eigentumswohnung sind, trifft in rund 64 Prozent der Fälle die Frau die finale Kaufentscheidung. In nur sieben Prozent der Fälle hat der Mann das letzte Wort." Und Oliver-D. Helfrich, Immobilienvermittler in Lüneburg, Trainer und Buchautor, legt seinen Berufskollegen Folgendes ans Herz: "Eine der wichtigsten Fragen: Was will die Frau? Ja, die Frau. In den meisten Fällen kauft die Frau das Haus. Der Mann gibt eher klein bei und geht die Kompromisse ein."

Die Frauen geben den Ton an? Ja, heißt es bei Mc Makler. Geschäftsführer Lukas Pieczonka weiß: "Frauen nehmen beim Hauskauf das Zepter in die Hand." Und nicht nur dort; die Umfrage bestätige einen generellen Trend - Frauen spielten auch bei anderen Kaufentscheidungen eine immer größere Rolle, so bei Geldanlagen, Technik und Autos. Alles einst von Männern dominierte Produktgruppen.

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