Süddeutsche Zeitung

Geldpolitik:Suchthelfer Bernanke zwingt die Märkte zum Entzug

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Die Börsen sind süchtig: Fed-Chef Bernanke hat die Händler an die Geldschwemme gewöhnt. Der harte Entzug ist nötig - aber die Finanzmärkte brauchen noch Zeit. Sonst sind die aktuellen Turbulenzen nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt.

Von Nikolaus Piper, New York

Geld ist gefährlich. Seit Beginn der Finanzkrise 2008 hat die amerikanische Notenbank die Weltwirtschaft mit Dollars regelrecht überschwemmt. 3,35 Billionen Dollar stehen jetzt in den Büchern der Federal Reserve.

Das hatte einerseits den gewünschten Effekt und drückte die Kreditzinsen auf einen historischen Tiefststand. Andererseits ist es wie mit Drogen: Die Wirtschaft ist abhängig geworden, der Entzug der Droge Geld könnte hart werden.

Und dieser Entzug dürfte begonnen haben. Auf ihrer jüngsten Sitzung ließ die Fed zwar zunächst alles beim Alten. Der Leitzins ist so niedrig wie noch nie in der Geschichte und bleibt es auch, die Fed druckt jeden Monat 85 Milliarden Dollar neu. Fed-Chef Bernanke machte allerdings klar, dass sich dies gegen Jahresende ändern wird.

Die Ankündigung löste an den Weltbörsen einen Schock aus. Die Aktienkurse brachen ein, die Zinsen für US-Staatsanleihen schossen in die Höhe.

War es also ein Fehler, dass Bernanke bereits jetzt die Wende in der Geldpolitik zum Jahresende verkündete? Nein. Die Geldschwemme muss irgendwann aufhören.

Die Zeiten sind nach der Finanzkrise noch längst nicht normal, die Märkte brauchen Zeit, um sich auf den Wechsel einzustellen. Je früher sie damit beginnen, desto besser. Sonst sind die derzeitigen Turbulenzen an den Börsen nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen mag.

Linktipp: Wie schlimm ist die Lage für Chinas Banken? Reuters Breakingviews analysiert: "The central bank's intentions remain murky. Despite the absence of clear rules, most investors believe lenders can't fail, and that bank deposits are all backstopped by the state. Savers are thus happy to leave their money in the bank, where it has helped fuel China's rapid economic growth. China's banks have lent over $1.5 trillion to local governments via funding vehicles, assuming - though it was never said out loud - that the authorities would help if the loans went bad."

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SZ vom 21.06.2013
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