Süddeutsche Zeitung

Geldpolitik:Frankreichs Notenbankchef verteidigt Draghi

Viele Deutsche kritisieren EZB-Chef Draghi. Doch das beruht auf einem Missverständnis, sagt François Villeroy de Galhau.

Von Markus Zydra

Der französische Präsident der Banque de France, Francois Villeroy de Galhau, verteidigt EZB-Präsident Mario Draghi gegen die scharfe Kritik aus Deutschland. "Ich finde das sehr gefährlich. Ich teile die Stabilitätskultur der Deutschen. Aber es gibt ein Missverständnis darüber, was Stabilität heute wirklich bedeutet`, sagte Villeroy de Galhau im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Der französische Notenbankchef ist eines der 25 Mitglieder im EZB-Rat. "Wenn die Inflation zu niedrig ist - und das ist sie heute - dann müssen wir handeln. Wenn wir das nicht täten, dann würden wir unser Mandat verletzen. Zur deutschen Kultur gehört völlig zu Recht, dass man Gesetze und Verträge achtet. Genau das machen wir", sagte Villeroy, der aus dem Saarland stammt. Er bezeichnete die zunehmende Personalisierung der Geldpolitik als "exzessiv".

Auch die Kritik vieler Deutscher an der Entscheidung der EZB, den 500 Euro-Schein abzuschaffen, wies er zurück: "Niemand von uns, auch ich nicht, möchte das Bargeld verdrängen. Aber wenn wir den Kampf gegen den Terrorismus ernst nehmen, dann sollten wir alles tun, um es den Terroristen schwer zu machen, auch ihre Geldgeschäfte."

Genauso wenig kann er sich mit der Idee anfreunden, dass die EZB Geld an die Bürger verschenken könne, um so die Konjunktur in der Euro-Zone anzukurbeln: "Verlieren wir keine Zeit mit einer Frage, die gar nicht auf dem Tisch liegt. Wir haben das Thema im EZB-Rat nicht diskutiert. Helikoptergeld ist nicht nötig, und ich wäre auch dagegen."

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