Süddeutsche Zeitung

Banken:In Deutschland gibt es immer weniger Geldautomaten

Lesezeit: 2 min

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Zahl der Geldautomaten in Deutschland geht langsam, aber unaufhörlich zurück. 2018 nahm die Zahl der Geldautomaten das dritte Jahr in Folge ab, zeigt eine Berechnung des Analysehauses Barkow Consulting auf Basis von Daten des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Demnach sank die Zahl 2018 um ein Prozent auf 57 800. Innerhalb der drei Jahre ist damit jeder zwanzigste Geldautomat verschwunden. "Banken und Sparkassen müssen Kosten sparen, und nicht überall lohnt sich noch ein Geldautomat", sagt Bankenexperte Peter Barkow. Sparkassen und Volksbanken stellen derzeit die meisten Automaten.

Noch droht den Deutschen keine schlimme Versorgungslücke, vor allem auf dem Land aber spüren die Bürger die Entwicklung: Die vergangenen zwanzig Jahre haben Banken jedes Jahr mehr Geldautomaten aufgestellt. Der erste ging 1968 in Tübingen in Betrieb, 1994 waren es dann bundesweit 29 400. Bis 2015 verdoppelte sich die Zahl. Erst seit drei Jahren bauen die Kreditinstitute per saldo mehr Geldautomaten ab, als sie neue bereitstellen.

Der Schrumpfkurs liegt im Wesentlichen daran, dass auch die Zahl der Bankfilialen zurückgeht - was vergangene Woche sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Sparkassentag in Hamburg dazu veranlasste, die Sparkassen vor einem weiteren Rückzug aus der Fläche zu warnen. Die Institute begründen den Abbau mit Belastungen aus der Niedrigzinsphase und einer sinkenden Nachfrage.

Die Automaten verlieren auch immer mehr an Bedeutung, weil der Onlinehandel floriert und weil Verbraucher immer öfter Bargeld mit der Girocard (im Volksmund "EC-Karte" genannt) an der Ladenkasse abheben können. Ohnehin erodiert die Liebe der Deutschen zum Bargeld, zumindest auf hohem Niveau. Der Umsatzanteil von Bargeld ist 2018 erstmalig unter den der Karten gesunken und macht nach Angaben des Handelsforschungsinstituts EHI noch 48,6 Prozent am Gesamtumsatz des Einzelhandels aus.

Je weniger aber ein Automat genutzt wird, desto teurer wird er für die Bank. Das Betreiben eines Geldautomatens kostet etwa zwischen 20 000 und 25 000 Euro im Jahr. Dazu tragen auch Kriminelle bei, die am Automaten Geld stehlen, was die Kosten für Versicherungen und Instandsetzung in die Höhe treibt.

Immer mehr Banken haben daher inzwischen einen Mindestbetrag beim Abheben vom Automaten eingeführt. Bisher konnten Kunden auch einzelne Fünf- oder Zehn-Euro-Scheine ziehen. Bei Direktbanken wie ING oder Comdirect geht nun unter 50 Euro nichts mehr. Außerdem haben Banken und Sparkassen die Gebühren erhöht, wenn Kunden anderer Institute Geld bei ihnen abheben. Diese "Fremdabhebegebühren" von bis zu fünf oder sechs Euro pro Vorgang sind gerade für Sparkassen und Volksbanken in ländlichen Urlaubsgegenden eine wichtige Einnahmequelle.

In ländlichen Regionen werden Bankbusse eingesetzt

Die Geldhäuser halten den Rückbau der Automaten für gerechtfertigt. Da Institute zum Teil mehrere Automaten an einem Standort betreiben würden, bleibe trotz des Abbaus eines dieser Geräte die Möglichkeit zur Bargeldversorgung erhalten, heißt es bei der Deutschen Kreditwirtschaft. Solange Bargeld nachgefragt werde, bedienten Banken und Sparkassen diese Nachfrage auch.

Seit ein paar Jahren setzen einige Volksbanken und Sparkassen in ländlichen Regionen auch Bankbusse ein und bieten zudem einen Lieferdienst für Bargeld an, was vor allem für ältere Menschen wichtig ist. Kunden können das Bargeld auch telefonisch bei der Bank ordern, die es ihnen dann nach Hause liefert.

Das Angebot ist allerdings bei vielen Instituten mit Kosten verbunden. Zuweilen richtet es sich auch nur an weniger mobile Menschen. Gerade die Sparkassen aber kommen an solchen Angeboten nicht vorbei. Als vermeintlich gemeinwohlorientierte Banken mit öffentlich-rechtlichen Trägern werben sie zumindest damit, dass sie allen Bevölkerungsschichten Zugang zu Bankdienstleistungen geben.

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SZ vom 20.05.2019
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