Süddeutsche Zeitung

Gehälter:Was vom höheren Lohn bleibt 

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Wer tariflich beschäftigt ist, hat Anfang 2017 deutlich mehr Geld bekommen als 2016. Und: Die Inflation fällt diesmal niedriger aus.

Von Benedikt Müller, München

Hohe Tarifabschlüsse und die gute Konjunktur machen sich auf den Gehaltszetteln vieler Menschen bemerkbar: Wer nach Tarif bezahlt wird, hat im ersten Quartal 2017 im Schnitt 2,8 Prozent mehr Geld verdient als im Vorjahr. Das meldet das Statistische Bundesamt am Dienstag. Im vergangenen Jahr waren die Tarifgehälter um 2,0 Prozent gestiegen.

Auch wenn man die Inflation berücksichtigt, bleibt mehr Kaufkraft übrig: Die Verbraucherpreise waren im ersten Quartal 1,9 Prozent höher als im Vorjahr. Der durchschnittliche Tarifbeschäftigte hat also real 0,9 Prozent mehr Geld zum Ausgeben. "Das verspricht weiteres Wirtschaftswachstum in Deutschland", meint Gustav Horn, Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Schon in den vergangenen Jahren war der Aufschwung im Wesentlichen vom Konsum der privaten Haushalte getrieben. "Diese Binnennachfrage ist relativ stabil, und sie spült wiederum Steuereinnahmen in die Staatskasse", sagt Horn.

Zumal die Inflation mittlerweile zurückgeht: Im Mai liegen die Verbraucherpreise in Deutschland nur 1,5 Prozent über dem Vorjahreswert, wie das Statistische Bundesamt ebenfalls am Dienstag mitteilt.

Allerdings hängt das Gehaltsplus im ersten Quartal stark vom Arbeitgeber ab: Um mehr als drei Prozent sind die Verdienste etwa in der öffentlichen Verwaltung gestiegen (Grafik). Die gut zwei Millionen Angestellten von Bund und Gemeinden hatten vor einem Jahr ein deutliches Gehaltsplus ausgehandelt. Auch in anderen Branchen profitieren Tarifbeschäftigte von der guten Wirtschaftslage.

Im Handel, in der Landwirtschaft und im Bergbau hingegen bleibt den Tarifbediensteten nach Abzug der Inflation eine niedrigere Kaufkraft übrig.

Insgesamt werden in Deutschland etwa 17 Millionen Menschen nach Tarif bezahlt. Ihr Gehalt richtet sich stets danach, was Gewerkschaften und Arbeitgeber aushandeln. Allerdings machen die Tarifbeschäftigten nur noch knapp 60 Prozent der Arbeitnehmer in Westdeutschland, und nur knapp 50 Prozent der Arbeitnehmer in Ostdeutschland aus. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Arbeitsplätze ohne Tarifbindung geschaffen - etwa, um flexibler auf die Lage der Firma reagieren zu können.

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Quelle:
SZ vom 31.05.2017
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