Süddeutsche Zeitung

Galeria Kaufhof:"Seien Sie versichert"

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Das Management des Kölner Warenhauskonzerns informiert seine 20000 deutschen Mitarbeiter über den möglichen Verkauf, lässt aber manches unerwähnt.

Von Michael Kläsgen

Der kanadische Kaufhof-Mutterkonzern Hudson's Bay Company (HBC) hat die etwa 20 000 Mitarbeiter der deutschen Warenhauskette über einen möglichen Verkauf informiert. "Wir haben keine verbindliche Vereinbarung über den Verkauf oder die Zusammenlegung unseres europäischen Geschäfts oder unseres Immobilienportfolios unterzeichnet", heißt es in einem einseitigen Schreiben vom Freitag, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. "Wir befinden uns aber in Gesprächen mit der Signa Holding GmbH und prüfen derzeit Optionen für ein Gemeinschaftsunternehmen."

Bemerkenswert an dem von HBC-Chefin Helena Foulkes und Kaufhof-Chef Roland Neuwald unterzeichneten Schreiben sind die Unterschiede zur am gleichen Tag veröffentlichten Pressemitteilung. Zwar sind manche Formulierungen identisch, Foulkes und Neuwald unterrichten die Mitarbeiter aber nicht ausdrücklich darüber, dass HBC eine Absichtserklärung mit Signa unterschrieben hat. Diese ist zwar formal unverbindlich, faktisch haben HBC und Signa die Fusion aber über Wochen detailliert ausgearbeitet und in einem 200-seitigen Vertragswerk fixiert.

Foulkes und Neuwald geben auch unterschiedliche Gründe an, warum sie mit Signa verhandeln. Um "die Wertschöpfung im Sinne unserer Aktionäre zu steigern", heißt es in dem "Statement" für die Presse. Weil HBC "fortlaufend strategische Chancen für unser Geschäft" bewerte, schreiben sie an die Adresse der Mitarbeiter. Über den eigentlichen Grund, warum sie die Gespräche überhaupt bestätigen, geben sie weder den einen noch den anderen Auskunft. Als börsennotiertes Unternehmen ist HBC dazu verpflichtet, die Aktionäre über die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zu unterrichten, die den möglichen Verkauf des Europa-Geschäfts beinhaltet. Den Beschäftigten schreiben Foulkes und Neuwald hingegen, wegen der Börsennotierung könnten sie leider "bestimmte Informationen" nicht veröffentlichen.

Trotzdem sollen sie Foulkes und Neuwald vertrauen. "Seien Sie versichert, dass wir Sie über Neuigkeiten auf dem Laufenden halten." Nur: Was haben die Mitarbeiter von "Neuigkeiten", die längst bekannt sind?

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Quelle:
SZ vom 09.07.2018
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