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Führungswechsel:Neuer Chef macht Adidas eine Milliarde Euro wertvoller

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Von Düsseldorf nach Herzogenaurach: Adidas holt seinen künftigen Chef vom Konsumgüterkonzern Henkel. Dessen Vorstandsvorsitzender Kasper Rorsted werde Herbert Hainer am 1. Oktober an der Konzernspitze ablösen, teilte der Sportausrüster mit. Der 61-jährige Hainer verlässt Adidas Ende September, früher als ursprünglich geplant.

An der Börse löste der Wechsel starke Reaktionen aus. Die Aktien von Adidas stiegen um mehr als zehn Prozent, das Papier von Henkel verlor dagegen fast sechs Prozent. Adidas ist damit an der Börse im Vergleich zum Vortag mehr als eine Milliarde Euro wertvoller, Henkels Marktwert sank um 1,5 Milliarden Euro.

Bevor Rorsted seinen neuen Job in Herzogenaurach antritt, hat er allerdings noch einige Monate Zeit zur Erholung. Beim Persil-Hersteller Henkel steigt der gebürtige Däne - er heißt eigentlich Rørsted - bereits Ende April aus, "auf eigenen Wunsch", wie Henkel zuvor mitgeteilt hatte. Seine Nachfolge wird Hans Van Bylen antreten, der seit 2005 die Kosmetik-Sparte des Konzerns im Vorstand verantwortet.

Spekulationen über den Wechsel

Um Rorsted und Adidas hatte es in der Vergangenheit immer wieder Wechselgerüchte gegeben. Ende vergangenen Jahres hatte der nun scheidende Henkel-Chef Spekulationen aber noch zurückgewiesen, wonach er sich nach einer neuen Stelle umsehe. Er werde seinen Vertrag mindestens bis 2017 erfüllen, sagte Rorsted noch im November.

Der Vater von vier Kindern war 2005 vom US-Computerhersteller Hewlett-Packard nach Düsseldorf gewechselt, im April 2008 war er dann auf den Chefsessel gerückt. Rorsted lichtete das Markenwirrwarr des Konzerns und stärkte die Top-Marken. Das ließ den Kurs der Henkel-Aktie steigen. "Kasper Rorsted hat für Henkel sehr viel erreicht", erklärte Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah: "Umsatz und Profitabilität sind deutlich gestiegen."

Gescheiterte Wella-Übernahme

Allerdings war zuletzt auch wiederholt berichtet worden, dass der mächtige Henkel-Familienclan um die Aufsichtsratsvorsitzende Simone Bagel-Trah mit Rorsted nicht mehr zufrieden war. So hatte der Manager versprochen, den Konzernumsatz bis Ende dieses Jahres aus 20 Milliarden Euro zu steigern. Der war allerdings in den vergangenen Jahren kaum gewachsen, sondern hatte 2012 bis 2014 jeweils um 16,5 Milliarden Euro gelegen.

Zudem war vergangenes Jahr die Übernahme des Haarpflege-Spezialisten Wella geplatzt; die Tochter des US-Konzerns P&G ging stattdessen an den Coty-Konzern der Unternehmerfamilie Reimann. Rorsted hatte erklärt, Henkel könne seine Mittelfrist-Ziele 2016 auch ohne milliardenschwere Zukäufe erreichen.

Die neue Strategie für Henkel wird nun Rorsteds Nachfolger Van Bylen ausarbeiten und im November vorstellen. Der 54-jährige Belgier kennt den Konzern bestens: Seit 1984 arbeitet er für die Düsseldorfer. Henkel ist vor allem durch seine Marken im Straßenbild präsent: Der Düsseldorfer Dax-Konzern produziert unter anderem Persil-Waschmittel, Pril-Geschirrspüler, Haarpflegeprodukte unter der Marke Schwarzkopf und Pattex-Klebstoffe.

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