Fresenius plant Klinik-Giganten:Große Operation
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Konzentration im Krankenhaussektor: Der Gesundheitskonzern Fresenius macht ein Übernahmeangebot für die 53 Rhön-Krankenhäuser. Der entstehende Gigant wäre so riesig, dass die Gewrkschaft Verdi schon vor ihm warnt. Gelingt die Fusion, erbt das Unternehmen auch den politischen Streit über eine Uniklinik.
Der Gesundheitskonzern Fresenius will seine Macht auf dem privaten Krankenhaussektor ausbauen. Er hat ein Übernahmeangebot für den Konkurrenten Rhön-Klinikum angekündigt. Dessen 53 Rhön-Kliniken sollen mit den Häusern der Fresenius-Tochter Helios zusammengeführt werden.
Mit der Fusion entstünde der mit Abstand größte private Klinikkonzern Deutschlands mit einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro. Helios ist nach der Übernahme der Damp-Gruppe in Schleswig-Holstein schon der größte private Klinikbetreiber in Deutschland.
Branchenkreisen zufolge gab es in den den vergangenen Monaten zahlreiche Gespräche über mögliche Zusammenschlüsse zwischen den großen vier privaten Klinikbetreibern Helios, Rhön, Asklepios und Sana. "Dabei wurden auch andere Kombinationen als Fresenius und Rhön diskutiert", sagte ein Insider.
Fresenius bietet für jede Rhön-Aktie 22,50 Euro und damit etwa 50 Prozent mehr als den aktuellen Kurs. Rhön-Gründer Eugen Münch, der gemeinsam mit seiner Frau 12,45 Prozent an der Rhön-Klinikum AG hält, soll mit dem Geschäft einverstanden sein und auch den übrigen Aktionären die Annahme empfehlen wollen. Die Übernahme kommt nur bei einem Angebot von 90 Prozent und einer Aktie zustande.
Rhön-Klinikum will das Übernahmeangebot sorgfältig prüfen und erst danach Stellung beziehen. Der Preis müsse stimmen, verkündete das Unternehmen. Außerdem müsse das Angebot das Unternehmensinteresse wahren "und damit insbesondere auch die berechtigten Interessen der Arbeitnehmer".
Die Zahlen, die Fresenius am Donnerstag vorlegte, klingen ebenfalls nach Wachstum: Im ersten Quartal 2012 habe der Umsatz um 13 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu, teilte der Konzern mit. Das Konzernergebnis legte im ersten Quartal sogar um 18 Prozent auf 200 Millionen Euro zu.
Gelingt Fresenius die Übernahme, erbt der Konzern ein Problem mit der Uniklinik Gießen und Marburg. Die wurde vom Land Hessen 2006 privatisiert und an Rhön verkauft. Angestellte des Krankenhauses beklagen, dass sich seitdem die Behandlung verschlechtert habe.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hat deshalb den geplanten Besitzerwechsel des Konzerns begrüßt. Der CDU-Politiker forderte aber auch Rücksicht auf den speziellen Charakter der Uniklinik: "Dabei muss klar sein, dass ein Universitätsklinikum von einem neuen Partner anders gesehen und behandelt werden muss als ein normales Krankenhaus." Hessen werde unverzüglich mit Fresenius reden, um die Interessen des Landes zu wahren: die Versorgung der Patienten sowie Forschung und Lehre.
Der durch einen Zusammenschluss entstehende Klinikkonzern bedroht nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi Arbeitnehmer genau wie andere Krankenhausbetreiber. Neben möglichem Personalabbau dank unrealistischer Renditeziele drohten nicht mehr aufzuholende Nachteile für öffentliche, kirchliche und andere gemeinnützige Krankenhäuser.