Süddeutsche Zeitung

Flugzeugbau:Sie fliegt noch

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Die "Dornier 328" galt schon als Geschichte. Doch 14 Jahre nach dem Ende ihrer Produktion soll das kleine Regionalflugzeug künftig wieder gebaut werden - in Sachsen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Geschichte des kleinen Regionalflugzeuges Dornier 328 ist eigentlich schon im Archiv eingelagert worden. Der Hersteller Fairchild Dornier musste 2002 Insolvenz anmelden, die Produktion lief dann noch drei Jahre bei einem neuen Eigentümer weiter.

2005 war Schluss. 14 Jahre später: Das sächsische Wirtschaftsministerium hat für den kommenden Mittwoch zu einem Termin eingeladen, bei dem es um "die Stärkung des Luftfahrtstandortes Deutschland insgesamt" gehen soll. Angesichts der Riesenwerke von Airbus in Hamburg und anderer wichtiger Firmen, die hierzulande Hunderttausende Mitarbeiter beschäftigen, eine selbstbewusste Ansage. Aber es ist Landtagswahlkampf in Sachsen, wirtschaftliche Erfolgsmeldungen sind somit noch willkommener als sonst. Außerdem kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Luftfahrtgipfel nach Leipzig, so eine Veranstaltung hatten CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart.

Tatsächlich geht es um die alte 328. Die Firma 328 Support Services, die die Rechte an dem Programm hält, und ihre Muttergesellschaft Sierra Nevada Corporation (SNC) wollen die Produktion des Flugzeuges in Leipzig neu anlaufen lassen. SNC ist ein amerikanisches Luftfahrtunternehmen, gegründet von den türkischen Auswanderern Eren und Fatih Ozmen. Die beiden waren 2015 bei 328 Support Services eingestiegen und hatten eigentlich ganz andere Pläne. Sie wollten nicht nur die Produktion der Turboprop- und Jetversionen der 328 in der Türkei wieder aufnehmen und in diesem Jahr die ersten Maschinen ausliefern, sondern bis 2023 ein 60-sitziges Regionalflugzeug bauen. Daraus ist nichts geworden, angeblich, weil sich SNC nicht mit Regierung und lokalen Partnern auf die Konditionen einigen konnte.

Nun steht ein neuer Anlauf an, dieses Mal in Sachsen. Details will SNC erst in der kommenden Woche bekannt geben. Jedoch klingt es so, als ob die Pläne gegenüber den ursprünglichen Vorhaben stark eingedampft wären. Offenbar geht es nur um den Turboprop, auch von neuen, größeren Versionen ist nicht mehr die Rede. Insgesamt wurde von der 328 217 Maschinen gebaut, ein wirtschaftlicher Erfolg war sie nie. Für Regionalfluggesellschaften war sie schon vor 20 Jahren zu klein, das Flugzeug ist zudem mittlerweile technisch veraltet. Verkaufschancen dürfte es womöglich für Sondereinsätze wie etwa bei Küstenwachen geben.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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