Süddeutsche Zeitung

Fitness:Gestählte Körper

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Fitnesstraining verspricht maximalen Erfolg in minimaler Zeit

Von Veronika Wulf

Es ist lange her, dass Fitnessstudios nur etwas für eingeölte Muskelprotze waren, die auf Bodybuilder-Wettbewerben ihren Bizeps unterm Scheinwerferlicht schwellen ließen. Knapp 13 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ist mittlerweile in einem Studio angemeldet, bei den 15- bis 65-Jährigen sind es sogar gut 19 Prozent, wie eine Studie im Auftrag des Arbeitsverbands deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) ergeben hat. Damit ist Fitnesstraining noch beliebter als Fußball. Seit 1990 hat sich die Zahl der Mitglieder in Fitness- und Gesundheitsstudios mehr als versechsfacht, auf 10,6 Millionen in 2017.

Die Mitglieder haben meist nur noch wenig zu tun mit dem Klischee-Bodybuilder: Der durchschnittliche Fitnessmensch ist knapp 41 Jahre alt und 54 Prozent der Mitglieder in Einzelbetrieben sind weiblich, in Kettenbetrieben 47 Prozent.

Ob bei der günstigen Kette für 19,99 Euro oder beim edlen Studio mit Wellnessbereich für 100 Euro im Monat - viele Kunden lassen auch viel Geld da. Im Durchschnitt zahlt jedes Mitglied rund 53 Euro bei Einzelbetrieben beziehungsweise 34 Euro bei einer Kette oder 67 Euro in sogenannten Mikrostudios, die klein und auf einen Bereich spezialisiert sind. Insgesamt kommen die knapp 9000 Studios in Deutschland auf einen Nettoumsatz von 5,2 Milliarden Euro.

Das Fitnessstudio verspricht, dass man sehr gezielt und effizient einzelne Muskelgruppen stählen kann. Oberschenkelinnenseite, Bizeps, Trizeps - für alles gibt es ein Gerät. Einige Studios bieten Fitness-Zirkel an, in denen man die wichtigsten Geräte im Schnelldurchlauf absolviert und eine halbe Stunde später schon wieder unter der Dusche stehen kann. Noch effizienter und zeitsparender soll die Elektromyostimulation sein, kurz EMS. Dabei muss der Sportler mit Elektroden versehene Spezialkleidung tragen und bekommt Strom durch die Muskeln gejagt. So sollen mehrere Muskelgruppen gleichzeitig trainiert werden. Zweimal 20 Minuten Training pro Woche in einem spezialisierten Studio sollen reichen.

Offenbar sind solche Spezialisierungen beliebt, denn vor allem Mikro-Studios boomen. "Aufgrund der vergleichsweise höheren Mitgliedsbeiträge avancieren sie zunehmend zum Wachstumstreiber der Branche", heißt es im Bericht des DSSV. Allein die sechs größten EMS-Anbieter eröffneten im Jahr 2017 mehr als 100 neue Studios in Deutschland.

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Quelle:
SZ vom 08.01.2019
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