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Filialen schließen:Der Weg zur Deutschen Bank wird länger

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Ganze Stadtteile ohne eine Filiale, auch auf dem Land sollen viele geschlossen werden. Das Institut muss sparen, das bekommen die Kunden zu spüren.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Viele Kunden der Deutschen Bank werden es künftiger weiter haben bis zur nächsten Filiale. Wie das Institut am Donnerstag mitteilte, hat sich die Bank nach vielen Monaten Verhandlung mit den Arbeitnehmern darauf geeinigt, wie viele Stellen in Deutschland gestrichen und welche Filialen geschlossen werden. Das Ganze ist Teil der "Strategie 2020", mit der Vorstandschef John Cryan die Bank aus ihrer tiefen Krise herausführen will.

Insgesamt wird das Institut 188 von 723 Filialen schließen; das sind zwölf weniger als der Vorstand ursprünglich angekündigt hatte. Welche Filialen konkret betroffen sind, werden die Mitarbeiter in Kürze erfahren. Wegfallen werden viele Standorte in den Städten, wo der Weg bis zur nächsten Filiale überschaubar ist. In Frankfurt etwa werden unter anderem die Filialen in den Stadtteilen Bornheim, Sachsenhausen, und Niederrad geschlossen.

Auch in Berlin, wo die Bank über die Tochter Berliner Bank viele Zweigstellen hat, wird es künftig längere Wege geben. Aber auch ländliche Niederlassungen werden betroffen sein. Die ersten Filialen werden schon im Herbst geschlossen, die meisten dann vom Frühjahr 2017 an.

Weniger Filialen, dafür Beratungscenter

Weil die Bankkunden heutzutage aber ohnehin viel seltener in die Filiale gehen und ihre Bankgeschäfte in der Regel im Internet oder am Telefon erledigen, will die Bank nun auch außerhalb der klassischen Filialöffnungszeiten angreifen: Zeitgleich zu den Filialschließungen will sie in sieben bis acht Städten Beratungscenter eröffnen. Auch am Wochenende sollen dort Kunden - per Telefon, online oder Chat - beraten werden. Insgesamt sollen in den Beratungscentern 360 Bankkaufleute arbeiten, davon 200 zuständig für Privatkunden.

Außerdem soll es in allen verbleibenden 535 Filialen an jedem Standort Berater auch für vermögende Kunden geben. Dazu stockt die Bank die Zahl ihrer Private-Banking-Berater um 100 Stellen auf.

Im Privat- und Firmenkundengeschäft fallen jedoch bis 2018 unter dem Strich "rund 2500" Vollzeitstellen weg, betroffen sind auch Führungskräfte. Weitere 500 Stellen werden etwa im Zahlungsverkehr gestrichen. Im Herbst hatte Cryan avisiert, dass in Deutschland 4000 Vollzeitstellen gestrichen werden. Dem Vernehmen nach sieht sich die Bank weiter im Plan, dieses Ziel zu erreichen.

Der Betriebsrat äußerte sich skeptisch zu den Beschlüssen, hob aber Verhandlungserfolge hervor: So werden im deutschen Privatkundengeschäft rund 300 Arbeitsplätze weniger wegfallen, als die Bank angekündigt hatte. Außerdem werden über 200 Stellen doch nicht ins Ausland verlagert.

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Quelle:
SZ vom 24.06.2016
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