Süddeutsche Zeitung

Festnahme von Anlagebetrüger Florian Homm:Heuschrecke im Museum erwischt

Lesezeit: 2 min

Er inszenierte sich als skrupelloser Hedgefonds-Manager, als Plattmacher und Fiesling. Fünf Jahre war Florian Homm auf der Flucht - er soll Anleger um 200 Millionen Dollar betrogen haben. Nun wurde er in den Uffizien in Florenz erwischt. Homm drohen 75 Jahre Haft.

Von Alexander Mühlauer

Ob er sich an diesem Morgen ausmalte, was ihm bevorstand, hier in Florenz, nach fünf Jahren auf der Flucht; schwer zu sagen, wahrscheinlich ist es nicht. Florian Homm fühlte sich, wenn man das sagen kann: ziemlich sicher.

Er wollte sich in Italien mit seiner Ex-Frau Susan und seinem Sohn Conrad treffen. Es sollten entspannte Tage werden. Über die Piazza della Signoria spazieren, gut essen und trinken, ins Museum gehen. Das tat er auch. Bis die Polizei in den Uffizien zugriff. Homm wurde am Freitag auf Antrag der US-Justiz verhaftet. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Los Angeles mit. Dort liegt eine Strafanzeige gegen den Deutschen vor. ( Hier die Pressemitteilung des FBI Los Angeles vom Freitag)

Er soll Anleger um 200 Millionen Dollar betrogen haben. Wird er in die USA ausgeliefert, drohen ihm 75 Jahre Haft. Doch bis dahin sitzt Florian Homm, 53 Jahre alt, 2,03 Meter groß, erstmal im Gefängnis von Florenz. Fünf Jahre war er entwischt. Jetzt haben sie ihn erwischt.

"Wenn ich schon für ein Arschloch arbeite, dann am liebsten für mich selbst"

Glaubt man italienischen Medien, waren Homms Ex-Frau und der gemeinsame Sohn am Donnerstag auf dem Flughafen von Florenz gelandet. Ein FBI-Agent soll das US-Konsulat in Mailand darüber informiert haben. Daraufhin beschatteten italienische Beamte die beiden. Als sie sich mit Florian Homm in den Uffizien trafen, griff die Polizei zu. "Noch nicht einmal das Sicherheitspersonal hat etwas bemerkt", sagte Museumsdirektor Antonio Natali.

Wie es aussieht, ist dies das Ende einer langen Reise. Sie begann am 18. September 2007. Homm verschwand. Plötzlich war er weg. Über Nacht untergetaucht. Er verkündete seinen Ausstieg bei Absolute Capital Management (ACM). Der Hedgefonds verlor mit einem Schlag 88 Prozent. Schnell kamen erste Gerüchte auf, Homm habe Kurse von Beteiligungen manipuliert und sich mit dem Geld der Anleger abgesetzt. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelte, sie verlangt von Homm bis heute etwa 56 Millionen Dollar Strafe ( Die Vorwürfe der SEC als PDF)

Wer war Florian Homm? Der Harvard-Absolvent inszenierte sich gerne als Enfant terrible der Finanzwelt. Er war der Plattmacher, der Fiesling. Die gierigste aller Heuschrecken. Ein Provokateur, der sagte: "Wenn ich schon für ein Arschloch arbeite, dann am liebsten für mich selbst." Und er war vor allem: ein Blender. Die Klatschblätter waren von ihm fasziniert. In einer Homestory präsentierte er stolz sein 1300-Quadratmeter-Reich auf Mallorca. Die Bunte schrieb bewundernd: "Früher malochte er auf dem Bau. Jetzt bewegt er Milliarden."

Vermögen verprasst

Der Großneffe des Versandhändlers Josef Neckermann sah sich als Aufräumer, er attackierte Unternehmen wie MLP oder Sixt. Homm machte Firmen öffentlich schlecht, setzte so deren Aktienkurs unter Druck und verdiente daran prächtig. Beim einst maroden Fußballverein Borussia Dortmund spielte er den Retter. Alles schien wunderbar zu laufen. Absolut geile Performance, könnte man sagen. Nur die Performance seiner Fonds war wohl nicht so gut wie behauptet.

Florian Homm flüchtete. Und das Geld? Sein Vermögen habe er verprasst, schreibt er in seiner Autobiografie "Kopf Geld Jagd". Die Scheidung von seiner Frau Susan, die verdammte Finanzkrise, die Flucht, die gefälschten Reisepässe, die teuren Bodyguards - all das habe viele Millionen gekostet.

Zuletzt konnte man Homm im deutschen Fernsehen sehen. Er trug Bart und sprach mit Sahra Wagenknecht über Kapitalismus. Gut eine Woche ist das her. Das Studio konnte Homm nach der Aufzeichnung offenbar unbehelligt verlassen. Die deutschen Behörden ließen ihn in Ruhe.

Doch diese vermeintliche Ruhe dauerte nicht lange. Seit drei Tagen sitzt Florian Homm hinter Gittern.

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Quelle:
SZ vom 11.03.2013
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