Süddeutsche Zeitung

Ex-Arcandor-Chef:Middelhoff stellt Antrag auf Privatinsolvenz

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Antrag auf Privatinsolvenz

Der ehemalige Spitzenmanager Thomas Middelhoff hat nach Angaben des Amtsgerichts Bielefeld einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über sein eigenes Vermögen gestellt. Das Gericht habe als vorläufigen Insolvenzverwalter den Bielefelder Anwalt Thorsten Fuest eingesetzt, hieß es weiter. Von diesem war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Auch Middelhoffs Anwalt wollte sich dazu nicht äußern.

Untersuchungshaft nach Untreue-Urteil

Der ehemalige Bertelsmann- und Karstadt-Quelle-Chef war im November wegen Untreue und Steuerhinterziehung vom Landgericht Essen zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Dagegen war am Dienstag auch eine weitere Haftbeschwerde Middelhoffs vor dem Oberlandesgericht Hamm erfolglos geblieben. Die Voraussetzungen für die Fortdauer der Untersuchungshaft sehe der 5. Strafsenat des Gerichts "nach wie vor erfüllt", hieß es. Denn im Falle Middelhoffs bestehe weiter Fluchtgefahr.

"Geschäftliche Perspektiven" im Ausland vermutet

Zudem mache der ehemalige Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor geltend, derzeit über kein privates Vermögen zu verfügen, hieß es bereits vor dem Privatinsolvenzantrag. Er werde sich deshalb schnellstmöglich eine neue wirtschaftliche Existenzgrundlage aufbauen müssen, vermuteten die Richter. Middelhoff könnte dazu seine umfangreichen Auslandskontakte außerhalb Europas nutzen, denn dort habe er "weiterhin geschäftliche Perspektiven".

Weitere Anklage der Bochumer Staatsanwaltschaft

Im Januar hatte die Staatsanwaltschaft Bochum erneut Anklage gegen Middelhoff erhoben. In diesem Fall geht es einem Sprecher zufolge um eine Zahlung des Arcandor-Konzerns in Höhe von rund 800 000 Euro aus dem Jahr 2009 an die Universität Oxford. Es bestehe der Verdacht, dass es dafür keine Gegenleistung gegeben habe.

Das Gericht muss nun entscheiden, ob es die Anklage zulässt. Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller hatte sich damals nicht geäußert. Gegen das Essener Untreue-Urteil haben Middelhoffs Anwälte beim Bundesgerichtshof Revision eingelegt.

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