Süddeutsche Zeitung

Ende eines Internet-Krimis:Twitterer erhält gekaperten 50.000-Dollar-Account zurück

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Der Täter überlistete Paypal und den E-Mail-Anbieter Godaddy, schlüpfte in die digitale Identität von Naoki Hiroshima - und schnappte sich so dessen begehrten Twitter-Namen. Die Erpressung erregte Aufsehen im Netz. Jetzt gibt es ein Happy End.

Von Tobias Dorfer

So hilflos wie im Januar dieses Jahres hatte sich Naoki Hiroshima wahrscheinlich noch nie gefühlt. Damals musste der Programmierer erleben, wie ein Fremder seine digitale Identität übernahm, um ihn zu erpressen. Das tat er über Hiroshimas Twitter-Account @N. Der ist begehrt - schließlich gibt es nur wenige Accounts mit nur einem Buchstaben: Bis zu 50.000 US-Dollar wurden dem Programmierer schon dafür geboten. Der unbekannte Angreifer wollte sich den Namen jedoch mit krimineller Energie besorgen.

Offenbar hat Twitter @N nun an seinen rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Zunächst hatte der Angreifer aber Erfolg gehabt. Der Fall hatte großes Aufsehen im Netz erregt, denn der Angreifer ging bei seinem digitalen Kriegszug so geschickt vor, dass selbst ein Fachmann wie Hiroshima keine Chance hatte, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen.

Mit einem Anruf beim Bezahldienst Paypal fand der Erpresser die letzten vier Ziffern von Hiroshimas Kreditkartennummer heraus. Mit diesen Zahlen verschaffte er sich wiederum bei Godaddy, dem E-Mail-Anbieter seines Opfers, den Zugang zu dessen Postfach, änderte die Daten und hatte fortan Kontrolle über den gesamten Mailverkehr. Seine Forderung: Digitale Identität gegen @N. Hiroshima wurde irgendwann mürbe und willigte ein. Der dreiste Erpresser revanchierte sich und schilderte sein Vorgehen in allen Details per E-Mail ( Eine lesenswerte Zusammenfassung aus dem Wall Street Journal finden Sie hier).

Naoki Hiroshima sah vor einigen Wochen noch wie der Verlierer in diesem Kampf aus. Ende Januar beschrieb er auf der Blog-Plattform Medium.com das dreiste Vorgehen des Erpressers. Der hatte es tatsächlich geschafft, Hiroshima den Twitter-Namen abzunehmen. Unzählige Medien berichteten über den Fall. Jetzt sieht es so aus, als habe Naoki Hiroshima seinen Account zurück.

Twitter hat bei der Rückgabe des Accounts allerdings offenbar die Inhalte von Hiroshimas Interims-Namen auf den ursprünglichen Account übertragen. Auf @N finden sich neuerdings Dutzende Tweets und Retweets, die nach Ende Januar abgesendet wurden - der Zeit, in dem Hiroshima gar keine Kontrolle über den Account hatte. Zwischenzeitlich hatte er unter dem neuen Namen @N_is_stolen weitergetwittert.

Dass Naoki Hiroshima nun wieder unter seiner ursprünglichen Kennung twittern darf, mag für ihn eine große Genugtuung sein.

Sein Interims-Account ist aber offenbar fast genauso begehrt. @N_is_stolen ist schon wieder in Gebrauch - und hat bereits acht Follower.

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