Süddeutsche Zeitung

Ehemaliger Topmanager:Middelhoff könnte seine Villa doch verlieren

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Von Uwe Ritzer und Georg Wellmann

Thomas Middelhoff, 62, insolventer Ex-Topmanager, muss nun doch um Haus und Hof fürchten. Bereits 2011 hat er sein weitläufiges Bielefelder Anwesen an eine Firma übertragen, deren Gesellschafter hauptsächlich seine Frau Cornelie und beider fünf Kinder sind. Auch Fondsanteile, Aktien und anderes Vermögen hat der frühere Bertelsmann- und Arcandor-Chef in Gesellschaften verschoben, hinter denen meist sein Anwalt Hartmut Fromm steht. Gegner werfen Middelhoff vor, er habe seine Pleite lange vorher kommen sehen und so versucht, sein Vermögen ebenso heimlich wie unerlaubt vor den Gläubigern zu retten.

Das Amtsgericht Bielefeld scheint das genauso zu sehen. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung und WDR hat das Gericht den vorläufigen Middelhoff-Insolvenzverwalter Thorsten Fuest ermächtigt, alle Übertragungen rückgängig zu machen. Mit anderen Worten: Fuest soll Middelhoffs Vermögen inklusive des Bielefelder Hauses zurückholen und für die Gläubiger verwerten. "Die Ermächtigungen sind zum Schutz der Masse erforderlich", heißt es im Gerichtsbeschluss. Das könnte bedeuten, dass die Middelhoffs am Ende die Villa samt großem Parkgrundstück doch verlieren. Fuest hatte kürzlich noch beklagt, er habe "keinen Cent" mehr bei Middelhoff gefunden, den er an Gläubiger verteilen könnte.

Die letzten Geschäftspartner verlieren die Gelduld

Von denen hat Middelhoff mehrere Dutzend, die er teilweise seit Jahren vertröstet. Seine Gesamtschulden belaufen sich nach Informationen von SZ und WDR auf etwas mehr als 104 Millionen Euro. Auf knapp ein Viertel davon haben Gläubiger bereits vor der Insolvenz durch Pfändungen die Hand gelegt.

Nun scheinen auch die letzten ehemaligen Geschäftspartner die Geduld zu verlieren. Middelhoff zeichnete in guten Zeiten alleine und mit seiner Frau acht geschlossene Immobilienfonds, welche die Privatbank Sal. Oppenheim und der Troisdorfer Immobilienunternehmer Josef Esch aufgelegt hatten. Sie waren als Steuersparmodelle für Superreiche konstruiert. Lange hielten die anderen Fondsgesellschafter wie Madeleine Schickedanz oder die Schuhdynastie Deichmann still, obwohl die Middelhoffs ihren finanziellen Pflichten aus den Beteiligungen schon lange nicht mehr nachkamen.

Das hat sich geändert. Bei sechs Fonds sollen die anderen Anleger beschlossen haben, die Middelhoffs aus den jeweiligen Gesellschaften zu werfen. Dabei machten sie von ihrem vertraglichen Recht Gebrauch, einen Gesellschafter auszuschließen, der Privatinsolvenz beantragt. Nun muss jeweils ein neutraler Gutachter klären, wie viel die Anteile wert sind und etwaige Ansprüche an das Paar gegenrechnen. Je nachdem was überwiegt, kommen für Middelhoff neue Schulden oder Masse für die Gläubiger heraus. urit/we

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Quelle:
SZ vom 13.6.2015
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