Süddeutsche Zeitung

Dresden: Chipindustrie:Staatsgeld für Qimonda

Kurz vor der Pleite - und der Freistaat hilft doch: Sachsen gewährt dem angeschlagenen Chiphersteller Qimonda ein Darlehen in dreistelliger Millionenhöhe.

Zunächst hatte sich der Freistaat Sachsen gewehrt, jetzt fließt doch Staatsgeld: Das Dresdner Qimonda-Werk des von Insolvenz bedrohten Chipherstellers erhält ein Darlehen von 150 Millionen Euro, wie Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) und Finanzminister Georg Unland (parteilos) am Dienstag in Dresden ankündigte. Damit solle eine Pleite des Unternehmens abgewendet werden.

Infineon hatte von Bund und Land 500 Millionen Euro Hilfe gefordert, denn die Tochter Qimonda leidet seit mehr als einem Jahr unter massiv eingebrochenen Preisen für Speicherchips. Angesichts dessen sind Milliardenverluste aufgelaufen, die auch Infineon schwer belastet haben. Sollte bis März keine Besserung der Lage eintreten oder ein Geldgeber gefunden werden, droht Qimonda nach eigenen Aussagen die Insolvenz.

Entlassungen bei Infineon denkbar

Insgesamt beschäftigt Qimonda 13.000 Mitarbeiter weltweit. Eine Pleite hätte eine Sogwirkung für den Halbleiterstandort Sachsen und die Zulieferer mit etwa 8000 bis 10.000 Arbeitsplätzen. Auch dem Mutterkonzern Infineon drohen massive Belastungen bei einer Qimonda-Insolvenz.

Infineon hält noch 77,5 Prozent an Qimonda und will diesen Anteil so schnell wie möglich loswerden. Bislang suchte Infineon aber vergeblich nach einem Käufer, darbt doch die gesamte Branche.

Zwischenzeitlich hatte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit Äußerungen über ein Interesse des südkoreanischen Speicherchip-Herstellers Hynix für Verwirrung gesorgt. Hynix selbst dementierte umgehend.

Qimonda selbst schürte jüngst Hoffnungen auf den Einstieg eines strategischen oder Finanzinvestors. Das Unternehmen hatte seine eigentlich für Anfang Dezember angesetzte Bilanzvorlage auf Mitte des Monats verschoben mit der Begründung, bis dahin könne möglicherweise ein Geldgeber gefunden sein. Zum Fortschritt der Gespräche wollte sich ein Sprecher am Dienstag nicht äußern.

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