Süddeutsche Zeitung

Diskussion um EU-Austritt:Britische Unternehmer rufen zu Verbleib in der Union auf

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Die Argumente seien "übermächtig": Wirtschaftsbosse in Großbritannien fordern ein Ende der Diskussionen über einen EU-Austritt des Landes. Dafür sprächen vor allem wirtschaftliche Vorteile, die Großbritannien innerhalb der Union habe.

So mancher Parteifreund des konservativen Premierministers David Cameron würde Großbritannien lieber heute als morgen aus der EU austreten sehen. Cameron hatte bereits signalisiert, dass er sich ein Referendum darüber bis 2017 vorstellen kann, sollte er 2015 wiedergewählt werden. Umfragen zeigen, dass die Briten durchaus für eine solch radikale Kehrtwende stimmen könnten. Wirtschaftlich wäre dies aber hochriskant, wie Experten zuletzt betonten: Großbritannien müsste seine Handelsbeziehungen mit den jetzigen EU-Partnern neu verhandeln und der in Großbritannien besonders wichtige Finanzsektor könnte unter Druck geraten.

Vorstandschefs und Mitglieder mehrerer großer britischer Unternehmen haben sich jetzt für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ausgesprochen. "Die ökonomischen Argumente dafür, in der EU zu bleiben, sind übermächtig", heißt es in einem offenen Brief, der am Montag in der linksliberalen Zeitung The Independent veröffentlicht wurde. Unterzeichnet war er unter anderem von den Aufsichtsratschefs des britischen Telekommunikationsunternehmens BT und der Lloyds Banking Group, Virgin-Group-Chef Richard Branson sowie hohen Vertretern von Shell und des britischen Industrieverbandes.

Die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens bringe jährlich schätzungsweise zwischen 31 Milliarden und 92 Milliarden Pfund (37 bis 109 Milliarden Euro) an Einkommen ins Land, pro Haushalt seien das 1200 bis 3500 Pfund. Politische Interessen dürften nicht über wirtschaftliche gestellt werden, hieß es. Allerdings müsse es durchaus Reformen geben. So fordern die Wirtschaftsbosse, den Londoner Bankendistrikt zu schützen und den EU-Binnenmarkt etwa in den Bereichen Transport und Energie zu stärken.

Über die wachsende EU-Skepsis in Großbritannien zeigt sich auch die rechtsliberale spanische Zeitung El Mundo in ihrer Montagsausgabe besorgt: "Man gewinnt den Eindruck, dass David Cameron mit dem Referendum über den EU-Verbleib die Büchse der Pandora geöffnet und dass er die Situation in seiner eigenen Partei nicht unter Kontrolle hat, da mehr als 100 Abgeordnete der Tories Zweifel an den Vorteilen eines Verbleibs im europäischen Club hegen. Diese Schlacht weckt in Brüssel große Sorgen, da ein Austritt der Briten unschätzbare Folgen für die Wirtschaft der Gemeinschaft hätte."

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