Süddeutsche Zeitung

IW-Studie:Deutschlands abgehängte Regionen

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Von Markus Balser, Berlin

Wachsende Metropolen, schrumpfende Dörfer? Immer mehr Studien legen nahe, dass in Deutschland vor allem der ländliche Raum droht, den wirtschaftlichen Anschluss zu verpassen. Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln wollten es nun genauer wissen. In einer großen Studie ( hier als PDF) untersuchten sie, wie es um die insgesamt 96 deutschen Regionen bestellt ist - und warnen für 19 davon vor großen Zukunftsproblemen. Dort gebe es "akuten Handlungsbedarf" für die Politik. Dazu gehören elf Regionen im Osten des Landes, vier in Nordrhein-Westfalen entlang der Ruhr, sowie Bremerhaven, das Saarland, Schleswig-Holstein Ost und die Westpfalz.

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler die Regionen nach zwölf Indikatoren in den Bereichen Wirtschaft, Demografie und Ausstattung mit Infrastruktur. Überraschende Erkenntnis: Beim Vergleich der Wirtschaftschancen liegen die Schlusslichter in Westdeutschland. Besonders düster sieht es der Studie zufolge in den Region Duisburg/Essen, Emscher-Lippe und Bremerhaven aus.

Beim Vergleich der Infrastruktur und der Kommunalfinanzen gibt es bundesweit Probleme. Die drei westdeutschen Regionen Emscher-Lippe, Trier und Westpfalz plagen besonders hohe Verschuldungsquoten. In den ostdeutschen Regionen Altmark, Magdeburg und Halle/Saale bemängeln die Forscher, dass die digitale Infrastruktur "noch in den Kinderschuhen steckt".

Autoren warnen vor gesellschaftlichen Spannungen

Bei der Altersstruktur sieht die Studie die Regionen mit den größten Nachteilen in Ostdeutschland. Dort seien die Menschen in den Regionen Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg, Lausitz-Spreewald, Oberlausitz-Niederschlesien sowie Ost- und Südthüringen im Durchschnitt besonders alt. Dieses Problem habe sich in den vergangenen Jahren auch noch besonders stark verschärft.

Die Forscher fordern ein schnelles Eingreifen der Politik. "Die betroffenen Länder sollten Schuldenerlasse für die Kommunen in Betracht ziehen, damit diese wieder handlungsfähig werden", schlägt etwa Michael Hüther, Direktor des IW, vor. Die Studie fordert, die Netze - sowohl in Form von Schienen als auch von Breitbandinternet - auszubauen. Bürgerschaftliches Engagement solle gestärkt und Bildungsangebote verbessert werden. "Die Regionalpolitik muss jetzt dringend gegensteuern, sonst werden die gesellschaftlichen Spannungen zunehmen und es kann zu gefährlichen Abwärtsspiralen kommen", warnt Hüther.

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