Süddeutsche Zeitung

Deutsche Telekom:Rekord inmitten der Krise

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Die Telekom hat 2020 erstmals mehr als 100 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, vor allem dank einer Fusion in den USA. Hierzulande will sie mehr direkte Glasfaseranschlüsse verlegen.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Für viele mag es nur eine Zahl sein, für Tim Höttges ist es eine Marke: Erstmals hat sein Konzern, die Deutsche Telekom, die Grenze von 100 Milliarden Euro Jahresumsatz überschritten. "Wir haben sie geknackt", sagt Höttges. "2020 war ein Rekordjahr, das beste Jahr in der Geschichte der Deutschen Telekom."

Moment mal, steckt das Land nicht mitten in der Corona-Krise? Tatsächlich spürt die Telekom, dass die Menschen weniger unterwegs sind: Roaming-Einnahmen im Mobilfunk brechen weg. Doch hat der Konzern zugleich einige Hunderttausend Festnetzkunden hinzugewonnen, die in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Heimarbeit das Internet stark nutzen. Insgesamt sind die Geschäfte der Telekom in Europa deshalb konstant geblieben, in Deutschland leicht gewachsen.

Marken hat Höttges daher vor allem durchbrochen, indem er in Amerika "Historisches erreicht" hat - so sieht es jedenfalls der 58-Jährige: "die größte Fusion eines deutschen Unternehmens in den USA". Schon seit einigen Jahren gewinnt die dortige Telekom-Tochter beständig Kunden hinzu. Voriges Jahr durfte T-Mobile US dann mit dem Konkurrenten Sprint fusionieren, zuvor hatten mehrere Behörden und Gerichte den Zusammenschluss geprüft. Damit greift T-Mobile die bisherigen Marktführer AT&T und Verizon an.

Die Integration von Sprint kostet zunächst zwar viel Geld, auch der Schuldenstand der Telekom ist gestiegen. Andererseits wollen die fusionierten Mobilfunkanbieter viele Milliarden einsparen, indem sie etwa ihr Filialnetz zusammenlegen oder doppelte Antennenstationen vermeiden. Dank des Zusammenschlusses ist der Umsatz von T-Mobile im vorigen Jahr um mehr als die Hälfte gestiegen.

Bis Ende 2024 will die Telekom etwa zehn Millionen Haushalte in Deutschland direkt mit Glasfaser versorgen

Im laufenden Jahr will Vorstandschef Höttges den Betriebsgewinn der Telekom weiter steigern. Deren Aktionäre sollen eine gleichbleibende Dividende von 60 Cent je Anteilsschein erhalten. Und: "Wir investieren auf Rekordniveau", kündigt der Rheinländer an. So wolle der Konzern in diesem Jahr gut 18 Milliarden Euro investieren, davon 5,5 Milliarden Euro in Deutschland. "Beim Eigenausbau zu immer höheren Bandbreiten im Festnetz wollen wir weiter Gas geben", so Höttges.

In den vergangenen Jahren hatte die Telekom schnelle Glasfaserleitungen meistens nur bis zu den grauen Verteilerkästen an den Straßen verlegt. Die so genannte Vectoring-Technologie ermöglicht heute vielen Millionen Haushalten Festnetz-Geschwindigkeiten von bestenfalls 250 Megabit pro Sekunde. Die allgemeine Erwartung lautet freilich, dass sich langfristig Glasfaserleitungen bis in die Häuser und Wohnungen durchsetzen dürften.

2020 hat die Telekom nach eigenen Angaben 600 000 solcher schnellen Anschlüsse verlegt. "Diese Zahl werden wir dieses Jahr mehr als verdoppeln", kündigt Höttges an. Bis Ende 2024 will der Konzern dann etwa zehn Millionen Haushalte direkt mit Glasfaserleitungen versorgt haben. "Damit leisten wir einen großen Beitrag, entsprechend unserem Marktanteil", sagt der Vorstandschef. "Wir schaffen das aber nicht als Deutsche Telekom alleine." Auch Konkurrenten müssten einen Beitrag zum Glasfaserausbau leisten, mahnt Höttges, vor allem in ländlichen Gebieten.

Auf dem Weg dorthin knüpft der Konzern nun mehr und mehr Partnerschaften. Beispielsweise haben die Telekom und der Kölner Glasfaseranbieter Netcologne in dieser Woche vereinbart, sich gegenseitig Zugang zu ihren jeweiligen Glasfasernetzen in Teilen des Rheinlandes zu gewähren.

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