Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank: Führung entlastet:Spitzelei ohne Konsequenzen

Die Spitzelaffäre bei der Deutschen Bank hat keine juristischen Folgen für Vorstandschef Josef Ackermann und Aufsichtsratschef Clemens Börsig - dafür jedoch für die beteiligte Detektei.

Diese Nachricht dürfte die Chefetage der Deutschen Bank aufatmen lassen. Vorstandschef Josef Ackermann und Aufsichtsratschef Clemens Börsig müssen in der Spitzelaffäre kein Strafverfahren fürchten. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat es abgelehnt, Ermittlungen gegen die Führungsriege der größten Deutschen Bank einzuleiten.

Hintergrund: Vor etwa einem halben Jahr war bekannt geworden, dass Detektive im Auftrag der Deutschen Bank mit unlauteren Methoden missliebige Aktionäre und eigenes Führungspersonal ausgespäht haben. Das sei vermutlich, so meinen die Strafverfolger, ein Verstoß gegen den Datenschutz. Ermittelt wird deswegen aber nur gegen die unmittelbar daran Beteiligten und deren Auftraggeber. Damit rückt unter anderem die beauftragte Detektei ins Visier der Strafverfolger.

Keine Anhaltspunkte

Es hätten sich "keine Anhaltspunkte für eine Beteiligung" von Ackermann und Börsig ergeben, erklärte Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu. Auch gegen vier weitere Manager der Bank wird keine Anklage erhoben, die ebenfalls vom bespitzelten Aktionär Michael Bohndorf und den Anwälten des Münchener Medienunternehmers Leo Kirch angezeigten worden waren.

Die Bank hat wegen der Spitzelaffäre ihren Sicherheitschef Rafael Schenz und den Investor-Relations-Chef Wolfram Schmitt entlassen. Dagegen wehren sie sich vor dem Arbeitsgericht und werfen der Bank eine "verzerrte Darstellung" der Affäre vor. "Die Staatsanwaltschaft bestätigt unsere Einschätzung, dass es keine Anhaltspunkte für eine Beteiligung von Vorstands- oder Aufsichtsratsmitgliedern der Deutschen Bank gibt", sagte ein Banksprecher.

Das Geldinstitut hat bereits einen Bericht einer Rechtsanwaltskanzlei vorgelegt, der den wegen der Affäre besonders unter Druck geratenen Aufsichtsratschef Börsig und Ackermann ebenfalls entlastet. Ergebnisse der parallel laufenden Untersuchung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stehen noch aus.

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