Deutsche Bank:Flecken auf Fitschens weißer Weste
Jürgen Fitschen sollte als Deutsche-Bank-Chef den traditionellen, ehrlichen Banker verkörpern. Deswegen wäre er wohl kaum auf den Posten berufen worden, hätte man gewusst, dass bereits Ermittlungen gegen ihn liefen. Doch die Zurückhaltung der Staatsanwaltschaft war möglicherweise gerechtfertigt.
Ein Kommentar von Andrea Rexer, Frankfurt
Kann jemand Deutsche-Bank-Chef werden, gegen den strafrechtliche Ermittlungen laufen? Zyniker würden sagen, es gehört bei der Deutschen Bank zur Jobbeschreibung, dass früher oder später gegen alte und aktive Chefs ermittelt wird. Das ist bei Rolf Breuer so, wegen der Folgen seines Kirch-Interviews. Das ist bei Josef Ackermann so, wegen angeblicher Falschaussage im Kirch-Streit. Und nun ist es auch bei Jürgen Fitschen so, dem Steuerhinterziehung vorgeworfen wird.
Jetzt wird bekannt, dass gegen Fitschen schon Ermittlungen liefen, bevor er das Amt überhaupt antrat. Hätte die Staatsanwaltschaft das nicht geheim gehalten, sondern gleich zu Beginn ihres Verfahrens den Verdacht publik gemacht, könnte heute alles anders aussehen. Denn die Bank hatte bereits damals eine Vielzahl von Verfahren am Hals - und Fitschens Rolle war es von Anfang an, den traditionellen, ehrlichen Banker zu verkörpern. Die bloße Gefahr, dass seine weiße Weste bekleckert werden könnte, hätte den Aufsichtsrat alarmiert.
Vielleicht ist es jedoch ganz gut, dass die Behörden ihren Verdacht nicht sofort publik gemacht haben. Das wäre einer Vorverurteilung gleichgekommen: Fitschen hätte womöglich seinen Posten nicht antreten können. Denn eins darf man nicht vergessen: Ermittlungen können zwar zu einer Verurteilung führen - sie können aber auch eingestellt werden.