Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank:Eine Liste für alle Fälle

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Großaktionäre drängen Aufsichtsratschef Paul Achleitner, die Nachfolgesuche einzuleiten. Das ist nicht leicht. Das Amt gilt als schwierig.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, gibt sich gerne unersetzlich. Auf der Hauptversammlung im Mai hatte der Österreicher zwar ein historisch schlechtes Abstimmungsergebnis kassiert, er wolle aber dennoch bis 2022 im Amt bleiben. Er habe in der Bank "so viele tolle Menschen kennengelernt", dass er diese "nicht im Stich" lassen wolle, sagte er auf dem Treffen. Ohnehin, so lassen es Vertraute stets durchblicken, fände sich kaum jemand, der für das Amt geeignet sei.

Möglicherweise wird Achleitner seine Amtszeit tatsächlich regulär beenden. Doch einflussreiche Aktionäre wollen nun offenbar sicherstellen, dass der Aufsichtsrat alternative Kandidaten präsentieren kann, für den Fall, dass der Chefkontrolleur sein Amt doch früher zur Verfügung stellen soll. "Man möchte ein paar alternative Namen haben", hieß es im Umfeld eines Großaktionärs. In Kreisen nahe des Aufsichtsrats hieß es sogar, die Anteilseigner würden "sicher nicht bis 2022 stillhalten", sondern Achleitner zur nächsten oder übernächsten Hauptversammlung zum Abschied drängen. Einen offiziellen Suchprozess gibt es dem Vernehmen nach noch nicht, auch sei das Thema noch nicht im Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats besprochen worden. Ein Sprecher der Bank sagte, die Bestellung laufe bis 2022. Darüber hinaus seien Nachfolgefragen klar geregelt, sie würden durch den Nominierungsausschuss vorbereitet. Bloomberg hatte berichtet, Achleitner habe die Nachfolgesuche selbst eingeleitet.

Als eher unwahrscheinlich gilt indes, dass Ex-UBS-Vorstand Jürg Zeltner Achleitners Nachfolge antritt. Der Chef der KBL European Private Bankers zieht auf Wunsch der Herrscherfamilie von Katar, die rund 6,1 Prozent an der Bank hält, in den Aufsichtsrat ein. Die Personalie ist umstritten: Zeltner war von 2005 bis 2008 Chef der UBS Deutschland, bevor er in die Konzernleitung nach Zürich wechselte. Nach seinem Umzug war die UBS Deutschland mehrfach von Steuerfahndern durchsucht worden, weil sich Kundendaten auf Steuer-CDs fanden.

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SZ vom 16.08.2019
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