Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bahn:Umgestiegen

Lesezeit: 1 min

Sigrid Nikutta, die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, soll die Gütertochter der Bahn retten und so ein Problem des Staatskonzerns lösen.

Von Markus Balser, Berlin

Die anhaltende Krise der Deutschen Bahn hat erste personelle Konsequenzen. Der größte deutsche Staatskonzern will die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe verpflichten, um die hohen Verluste der angeschlagenen Güterbahntochter DB Cargo in den Griff zu kriegen. Die 50-jährige Sigrid Nikutta könnte nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen bereits in Kürze in den Vorstand der Bahn wechseln. Am Mittwoch soll sich die Managerin dem Personalausschuss des Aufsichtsrates präsentieren, dem unter anderem Aufsichtsratschef Michael Odenwald und Verkehrsstaatsekretär Guido Beermann sitzen. Bereits in der kommenden Woche soll die Personalie auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 7. November besiegelt werden.

Die Vergabe des Vorstandspostens für die Güterbahn und die Logistik hatte zuvor Streit im Bahnvorstand ausgelöst. Der amtierende Finanz- und Güterbahnvorstand Alexander Doll hatte es offenbar abgelehnt, sich auf die Krisensparte zu konzentrieren und den Finanzposten aufzugeben. Dazu habe ihn Konzernchef Richard Lutz drängen wollen, hieß es den Kreisen zufolge. Sigrid Nikutta war bereits vor etwa zwei Jahren als Bahn-Vorstand im Gespräch. Vor allem die SPD-Vertreter im Aufsichtsrat machten sich für die Managerin stark. Doch die Personalie platzte, auch weil Teile des Vorstands andere Bewerber bevorzugten.

Beim neuen Anlauf aber habe Nikutta nun angesichts der immer größeren Krise bei der Gütertochter gute Karten, heißt es in Aufsichtsratskreisen. Der Tochter drohen weitere Abschreibungen. Der Aufsichtsrat wolle Nikutta auf jeden Fall durchsetzen und so endlich die Wende schaffen. Auch Konzernchef Richard Lutz befürworte die Personalie. In den Neunzigerjahren hatte Nikutta selbst bei der Bahn im Güterbahngeschäft gearbeitet. Nikutta war die erste Frau an der Spitze der Berliner Verkehrsbetriebe und hatte die in der Hauptstadt oft kritisierte Gesellschaft nach Jahrzehnten wieder zurück in die schwarzen Zahlen geführt. Der Vorstand würde dann von sechs auf sieben Posten erweitert.

Unklar ist weiterhin, ob Finanzvorstand Doll seinen Posten langfristig behalten kann. Weil er einen niedrigeren Gewinn der Tochter Arriva zu spät kommuniziert hatte, musste er zuletzt harte Kritik einstecken. Die Bahn wollte sich am Montag zu den Angaben nicht äußern.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4658992
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.