Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bahn:Streit um Chefetage

Die Aufsichtsräte und Vorstandchef Richard Lutz sind sich uneins bei der Erweiterung des bisher sechsköpfigen Vorstandes des Staatskonzerns. Geplant sind zwei weitere Posten für die Regionalbahnen und den Güterverkehr.

Von Markus Balser, Berlin

Bei der geplanten Erweiterung des Bahnvorstands können sich Aufsichtsräte und der Vorstand des Staatskonzerns nicht auf eine Lösung einigen. Der bislang sechsköpfige Vorstand soll in den nächsten Wochen eigentlich um zwei weitere Posten für die Regionalbahnen und den Güterverkehr erweitert werden. So will die Bahn die Krise mehrerer Sparten wirksamer bekämpfen. Damit die Personalkosten für Führungskräfte nicht steigen, sollen dafür in der zweiten Reihe Posten entfallen. Doch nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen droht eine Hängepartie.

Im Gespräch für die neuen Bahn-Führungsaufgaben sind für den Regionalverkehr Evelyn Palla von der österreichischen Staatsbahn ÖBB und die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, Sigrid Nikutta, für den Güterverkehr der Chef der DB-Sparte Cargo, Roland Bosch. Während Arbeitnehmervertreter und SPD-Vertreter im Aufsichtsrat Nikutta bevorzugen, halten der Vorstand und andere Aufsichtsräte Palla für die bessere Besetzung. Wegen des Streits hat es der Punkt bisher nicht auf die Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung Ende März geschafft. Der Aufsichtsrat befürworte aber weiter die Erweiterung des Vorstands, hieß es aus Aufsichtsratskreisen.

Die Bahn und ihr Vorstandschef Richard Lutz stehen unter Druck aus der Politik, weil sie die Probleme des Konzerns mit Verspätungen und Qualität möglichst schnell bekämpfen sollen. Bereits im vergangenen Jahr hatte es monatelang Streit um die Besetzung von Vorstandsposten gegeben. Von der Aufsichtsratssitzung Ende März wird auch ein Signal für die Frage erwartet, wie der Konzern sein Schuldenproblem lösen will. Weil die Bundesregierung die drohende Milliardenlücken nicht komplett tragen will, wird ein Verkauf der Auslandstochter Arriva damit immer wahrscheinlicher.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4360626
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 09.03.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.