Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise:Milliarden-Verlust bei der Bahn

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Leere Züge, leere Kassen: Bei der Deutschen Bahn fällt das Minus infolge der Pandemie noch größer aus als ohnehin befürchtet.

Von Markus Balser, Berlin

Wie schlecht das vergangene Jahr für die Bahn war? Die leeren Züge des größten deutschen Staatskonzerns gaben auf diese Frage in den vergangenen Monaten schon eine klare Antwort. Nun aber fällt der Verlust wohl sogar noch größer aus als erwartet. Unter dem Strich stehe ein Rekord-Minus von 5,7 Milliarden Euro, sagten zwei Konzernvertreter der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Mit gut fünf Milliarden Euro Verlust hatte der Konzern bereits gerechnet. Davon seien gut vier Milliarden Euro auf die Corona-Krise zurückzuführen.

Im Fernverkehr fuhren mit den ICEs und ICs des Konzerns 2020 nur noch halb so viele Passagiere wie 2019. Im Nahverkehr waren fast 40 Prozent weniger Fahrgäste an Bord. Die Bahn wird die Folgen noch lange spüren. Der Schuldenberg des Konzerns stieg auf den Rekordwert von 29 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 24 Milliarden. Die Bahn äußerte sich am Mittwoch nicht zu den Zahlen. Der Konzern veröffentlicht seine Bilanz eigentlich erst in der kommenden Woche.

Für die Bahn war die Corona-Krise eine bislang beispiellose Vollbremsung. Der Konzern peilte für das vergangene Jahr eigentlich neue Rekordwerte bei den Fahrgastzahlen an. Die Bahn soll nach Plänen der Bundesregierung deutlich mehr Güter und Personen transportieren, weil sie das klimafreundlichste Verkehrsmittel ist. Es kam ganz anders. Im vergangenen Jahr brachen rund zehn Milliarden der zuletzt 44 Milliarden Euro Jahresumsatz weg. In der Bilanz steht nun der niedrigste Umsatz seit 2014. Das umstrittene Auslandsgeschäft erwies sich dabei noch als Stütze. So profitierte die Spedition Schenker vom gestiegenen Luftfracht-Aufkommen. Auch die Güterbahn DB Cargo habe sich vergleichsweise gut geschlagen, hieß es.

Ein Ende der Krise ist noch lange nicht in Sicht. Auch in diesem Jahr drohen der Bahn neue Verluste. Laut Mittelfristplanung geht der Konzern von rund 1,8 Milliarden Euro Verlust aus. Allerdings könnten die Zahlen wegen der anhaltenden Corona-Beschränkungen auch noch größer ausfallen. Erst für 2022 rechnet Konzernchef Richard Lutz wieder mit Gewinnen. Die Bahn ist deshalb auf Geld des Bundes angewiesen. Noch immer aber wartet die Bahn auf Corona-Hilfen von fünf Milliarden Euro. Der Grund: Die Schienen-Konkurrenten des Staatsunternehmens beklagen bei der EU-Kommission Wettbewerbsverzerrungen.

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