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Daimler:Wenn ein Rekordergebnis nicht reicht

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Da legt Daimler einen Rekordgewinn vor - doch die Fachwelt ist unzufrieden. Die Automobilbranche ist eben anspruchsvoll, und die Autobauer haben harte Konkurrenz.

Daimler hat im zweiten Quartal immerhin einen Rekordgewinn verbucht - verfehlte beim Umsatz allerdings die Analystenerwartungen. Dieser kletterte um fünf Prozent auf 26,3 Milliarden Euro, Börsenexperten hatten knapp 28 Milliarden Euro prognostiziert. "In der inzwischen sehr anspruchsvollen Autobranche reicht das, um die Aktien ins Wanken zu bringen", sagte ein Händler.

Daimler-Chef Dieter Zetsche zeigt sich offensiv - und hebt die Jahresziele für Umsatz und Gewinn kräftig an. "Wir fahren noch nicht im höchsten Gang. Wir können noch mehr", sagte Zetsche.

Der operative Gewinn vor Steuern sei im zweiten Quartal um 23 Prozent auf den Höchstwert von 2,58 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Auch das Konzernergebnis habe mit 1,7 Milliarden Euro einen Rekord verzeichnet, im Vorjahr waren es 1,3 Milliarden Euro.

Überraschend gut schnitt die Kernsparte Mercedes-Benz Pkw ab, mit einer Gewinnmarge von fast elf Prozent. Aber auch hier enttäuschte der Umsatz. Die guten Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern sorgt zwar für Rückenwind, vor allem auf dem Lkw-Markt. Doch Daimler dämpft hohe Erwartungen: In China sei nach dem Ende des staatlichen Anreizprogramms mit einem Rückgang der Nachfrage zu rechnen. Auch der japanische Markt werde sich nach der Erdbeben-Katastrophe zwar stabilisieren, aber in den kommenden Monaten noch deutlich unter dem Vorjahr liegen.

Optimistischer sind die Stuttgarter für den Markt in Europa gestimmt. Dort sei 2011 ein Wachstum von 35 bis 40 Prozent zum Vorjahr zu erwarten. Für Nordamerika rechnet Daimler weiter mit einem Zuwachs des Lkw-Marktes um 30 bis 35 Prozent. Die Märkte außerhalb Europas werden für die Autobauer immer wichtiger, hatte der Verband der Automobilindustrie unlängst bekanntgegeben. Die Branche rechnet damit, 2011 so viele Autos zu bauen wie noch nie - das liegt vor allem am Export. Drei von vier in Deutschland gebaute Autos rollen ins Ausland.

Studie: BMW und Hyundai könnten bald an Daimler vorbeiziehen

Daimlers Leistungsstärke steht außerdem unter Druck, sagt eine neue Studie des Center of Automotive Management der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Sie sieht VW in diesem Ranking der Automobilkonzerne auf dem ersten Platz, gefolgt von Daimler.

Doch dicht dahinter liegen die Koreaner von Hyundai und BMW, die Daimler überholen könnten - noch in diesem Geschäftsjahr. "Es sieht sehr danach aus, als würde Hyundai einen weiteren Wachstumsschub machen und selbst einen Premiumanbieter wie Daimler überholen", sagte Studienleiter Stefan Bratzel dem Handelsblatt. Ähnliches gelte für die Münchener Autobauer: "BMW hatte schon vor der Finanzkrise Probleme, besonders in den USA. Das Unternehmen hat sich früh restrukturiert und ist heute kompakt aufgestellt", urteilte Bratzel.

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