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Ifo-Geschäftsklimaindex:Stimmung in deutscher Wirtschaft verbessert sich

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Der Ifo-Geschäftsklimaindex legt sogar etwas stärker zu als erwartet. Doch Ökonomen warnen vor steigenden Neu-Infektionen.

Die deutsche Wirtschaft ist trotz der Angst vor einer zweiten Corona-Welle mit wachsender Zuversicht in die zweite Jahreshälfte gestartet. Der Ifo-Geschäftsklimaindex für Juli legte auf 90,5 Zähler von 86,3 Punkten im Juni zu, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte. Es war der dritte Anstieg in Folge, was Experten als konjunkturelle Trendwende hin zum Besseren werten: "Die deutsche Wirtschaft erholt sich schrittweise", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 89,3 Punkte gerechnet. Die vom Ifo befragten Manager schätzten ihre Geschäftsaussichten und auch ihre Lage günstiger ein als zuletzt. Wichtige Konjunkturbarometer zeigten jüngst wieder Wachstum an. Die Erholung folgt auf einen beispiellosen Konjunktureinbruch im Frühjahr. Ökonomen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 9,0 Prozent geschrumpft ist.

"Der Optimismus kommt so langsam wieder zurück", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters: "Das ist ein guter Start ins dritte Quartal." Das Münchner Institut geht weiter davon aus, dass sich die Wirtschaft im Sommer deutlich von dem Corona-Schock erholen wird, auch wenn das Wachstumsloch vom Frühjahr noch lange nicht aufgefüllt werden kann: Das Ifo erwartet für das dritte Quartal ein BIP-Wachstum von 6,9 Prozent. Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe sieht die Lage kritscher: Die Laune bessert sich zwar, allerdings nur behäbig. Vorsicht ist auch angebracht: Die Corona-Pandemie sammelt derzeit neue Kraft."

Nach dem Lockdown im Frühjahr ist die deutsche Wirtschaft mittlerweile zwar wieder weitgehend geöffnet. Doch Corona bleibt ein Thema: Die Zahl der bekannten Infektionen stieg jüngst um 340 auf 205.609, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Die zweite Infektionswelle der Corona-Pandemie ist nach den Worten von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bereits in Deutschland angekommen. Unter anderem macht ein Landwirtschaftsbetrieb im niederbayrischen Mamming wegen einer Serie von Infektionen unter Erntehelfern Schlagzeilen.

Auch der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, warnte im Gespräch mit dem Handelsblatt vor zu viel Euphorie: Nach dem extrem tiefen Absturz der Wirtschaftsleistung im April und Mai sei der Weg aus der Rezession lang. "Wie die Erholung weitergehen wird, hängt maßgeblich vom Infektionsgeschehen ab", betonte Feld. Wenn die Zahlen der Neuinfektionen stark steigen sollten, könnten erneute Lockdowns die Erholung bremsen.

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