Süddeutsche Zeitung

Container-Leasing:P&R hielt Beteiligung geheim

Lesezeit: 1 min

Überraschende Information für die Anleger: Die insolvente Firma P&R ist an einem britischen Unternehmen für Container-Leasing beteiligt. Im Prospekt für die Anleger stand nichts darüber.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die insolvente Anlagefirma P&R ist seit 2004 zu 40 Prozent an dem britischen Unternehmen für Container-Leasing, Blue Sky Intermodal, beteiligt. Darüber hinaus ist der P&R-Gründer Heinz Roth bis zum heutigen Tag dort als Direktor tätig, zeigen Informationen aus einem britischen Firmenregister. Blue Sky Intermodal ist Kunde von P&R; die Firma hat rund 35 Prozent der Container vermietet, die P&R seinen Anlegern verkauft hat. "Die Verbindung von P&R mit Blue Sky Intermodal wird in den 2017 veröffentlichten Prospekten nicht offengelegt, daher sind die Prospekte meines Erachtens falsch", sagt Rechtsanwalt Marc Gericke von der Kanzlei Göddecke. "Ob diese Verbindung geschaffen wurde, um den Anlegern ein Vermietungsgeschäft vorzutäuschen oder Geld zu verschieben, kann dahingestellt bleiben. Tatsache ist, dass die Anleger über diese Beteiligung hätten informiert werden müssen." Bei P&R haben 54 000 Anleger rund 3,5 Milliarden Euro investiert. Im März stellte die Firma Insolvenzantrag. Im jüngsten Zwischenbericht des Insolvenzverwalters hieß es, P&R habe den Anlegern ungefähr 1,6 Millionen Container als Direktinvestments verkauft, davon seien aber jetzt nur noch 618 000 Stück übrig. Diese große Lücke im Bestand war der Grund dafür, dass die Staatsanwaltschaft München I wegen Betrugsverdachts Ermittlungen aufgenommen hat. Die P&R-Kunden sind schockiert, denn in den vergangenen 42 Jahren waren ihre Renditen stets pünktlich ausbezahlt worden.

Das nun bekannt gewordene Investment birgt einen Interessenkonflikt. Als Chef von P&R hätte Roth Interesse an hohen Leasingerträgen, als Direktor von Blue Sky Intermodal würde er möglichst niedrige Mieten mit P&R vereinbaren. Roth wollte sich dazu nicht äußern. In Branchenkreisen heißt es, Roth habe sich bei Blue Sky nicht ums Tagesgeschäft gekümmert. Jetzt könnte der möglicherweise wertvolle P&R-Anteil an Blue Sky Intermodal in die Insolvenzmasse fließen und den Anlegern zugute kommen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4001627
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 05.06.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.