Süddeutsche Zeitung

Chinesische Wirtschaft:Europäische Firmen verlieren ihr Vertrauen in China

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Leicht hatten es europäische Unternehmen in China nie: die Reformen zu zögerlich, der Protektionismus zu scharf - die Hürden, auf den chinesischen Markt zu kommen, waren stets hoch. Aber China war ein vielversprechender Markt. Es lohnte sich, trotz alledem zu investieren.

Mittlerweile sehen das viele Unternehmen anders. Die Wirtschaft Chinas ist zuletzt mit 6,7 Prozent so langsam gewachsen wie seit 25 Jahren nicht mehr, Prognosen versprechen für die kommenden Jahre keine Besserung - und dementsprechend schlecht ist die Stimmung bei europäischen Unternehmen in China. Mehr als die Hälfte der europäischen Firmen geben an, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, Geschäfte in China zu machen. Das ist das Ergebnis der Umfrage "Business Confidence Survey" der Europäischen Handelskammer in Peking.

Nur noch 47 Prozent planen, in den kommenden Jahren ihre Aktivitäten in China auszubauen und zu expandieren. Im Jahr 2013 planten damit noch 86 Prozent aller befragten europäischen Unternehmen. Ein dramatischer Absturz.

Chinesischer Protektionismus und strenge Internetsperren

Besonders die Diskriminierung im Vergleich zu chinesischen Konkurrenten dämpft der Umfrage zufolge die Stimmung bei den Europäern. Mehr als jedes zweite Unternehmen aus Europa fühlt sich demnach im Vergleich zu chinesischen Wettbewerbern benachteiligt. 58 Prozent der befragten Unternehmen gaben zudem an, dass die strengen Internetsperren in China ihre Geschäfte belasteten. Die Zensur verlangsamt das Internet, schon die E-Mail-Kommunikation mit den Kollegen in Europa kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Hinzu kommt der Umfrage zufolge ein unberechenbares rechtliches Umfeld und eine beliebige Auslegung der Vorschriften, mit der die Konzerne zu kämpfen haben. Auch die gewaltigen Überkapazitäten der Wirtschaft beschreiben viele Europäer als Problem: Praktisch alle wichtigen Industriezweige des Landes leiden darunter, dass sie mehr Fabriken betreiben und Mitarbeiter beschäftigen als notwendig wären.

An der Umfrage der Europäischen Handelskammer haben eigenen Angaben zufolge 506 europäische Unternehmen teilgenommen. Die Befragung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Roland Berger.

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