Süddeutsche Zeitung

Braucht man das?:Leichtes Notebook von LG

Lesezeit: 1 min

Die Koreaner verkauften bisher keine Notebooks in Deutschland. Wie schlägt sich der Neue?

Von Helmut Martin-Jung

Was für ein genialer Marketing-Schachzug: Als Steve Jobs, der verstorbene Apple-Mitgründer, einst bei einer Präsentation auf der Bühne das erste Mac Book Air aus einem Briefumschlag zog, kriegte sich die Tech-Welt kaum noch ein vor Begeisterung. Heute überbietet sich auch die Konkurrenz aus dem Windows-Lager förmlich mit immer neuen besonders dünnen und leichten Notebooks. Der koreanische Hersteller LG, der nun auch den deutschen Markt erobern will, nennt eine Notebook-Serie gar Gram, um das niedrige Gewicht zu betonen. Das 14-Zoll-Testgerät wiegt tatsächlich nur knapp unter 1000 Gramm und ist damit noch einmal um bis zu 400 Gramm leichter als vergleichbare Modelle der Konkurrenz - woran wurde da bloß gespart?

Einen ersten Hinweis liefert das Öffnen des Deckels - der ist ziemlich wabbelig. Es fehlt das zusätzliche Glas vor dem Bildschirm. Auch der Gehäuseboden ist dünn und relativ weich, zum Glück gibt das restliche Gehäuse aus Kohlefasern und Magnesium genug Stabilität, dass sich nicht der gesamte Rechner biegen lässt und knarzt. Auch die Tastatur gibt zwar in der Gehäusemitte ein bisschen nach, bietet aber insgesamt ein ordentliches Schreibgefühl sowie einen ausreichend gut fühlbaren Druckpunkt. Das Anmelden geschieht auf Wunsch komfortabel und schnell über einen Fingerabdruckleser, der in den Ein-/Aus-Knopf eingebaut ist.

Das Testgerät hat einen Core-15-Prozessor der zehnten Generation an Bord, der für alle Standardaufgaben mehr als genug Leistung mitbringt. Eine externe Grafikeinheit ist nicht vorgesehen, auch nicht als Option - zum Spielen anspruchsvollerer 3-D-Games ist das Gram daher nicht potent genug. Dafür bringt es einen leistungsstarken Akku mit, das Notebook hält damit einen ganzen Arbeitstag lang durch. Der Bildschirm ist scharf, obwohl er nur Full-HD-Auflösung bietet (1920 mal 1080 Bildpunkte). Es gibt ihn leider nur in der spiegelnden Variante und nur ohne eine Touch-Funktion.

Damit wird immer klarer, wer die Zielgruppe des Gram ist: Menschen, die besonders viel Wert darauf legen, ein möglichst leichtes Notebook zu haben, weil sie es oft mit sich herumtragen. Chic ist es durchaus, und es hält auch lange durch. Der Verkaufspreis von etwa 1000 Euro scheint etwas hoch zu sein, doch ein Blick auf die Konkurrenz zeigt: Das ist der Preis für die Miniaturisierung und das niedrige Gewicht. Wer sparen will, muss eben mehr schleppen.

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Quelle:
SZ vom 03.06.2020
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