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Digitalkamera Leica Q im Test:Schlicht wie ein Bauhausstuhl

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Leica foltert Fans nicht mehr mit unzureichenden digitalen Kameras und schließt zur Konkurrenz auf. Dafür kostet das Modell Q aber so viel wie eine schwere Spiegelreflexausrüstung.

Von Sebastian Beck

Ja, klar. Fotos kann man damit auch machen. Aber wie sie schon aussieht, die Schöne: die Linienführung, schlicht wie bei einem Bauhausstuhl. Kein Schnickschnack, kein Durcheinander aus Tasten und Displayanzeigen. Und hinten diese kleine Mulde für den Daumen - man mag die neue Leica Q gar nicht mehr aus der Hand geben.

Runterfallen sollte sie erst recht nicht: 3990 Euro für eine Vollformatkamera mit einem fest verbauten 28-Millimeter-Objektiv lassen nicht nur Smartphone-Knipser erschaudern. Dafür kann man sich eine zentnerschwere Spiegelreflexausrüstung zulegen. Oder eine Leica Q.

Ziemlich versnobt

Auf den ersten Blick wirkt die Kamera ziemlich versnobt, auf den zweiten Blick auch. Trotzdem ist dem Unternehmen aus Wetzlar damit ein technischer Sprung gelungen, mit dem es endlich zur asiatischen Konkurrenz aufgeschlossen hat. In den vergangenen Jahren folterte Leica seine Fans mit wahlweise bunt belederten Kompaktkameras, die entweder langsam oder lichtschwach oder beides zugleich waren - und damit für den professionellen Einsatz eher untauglich. Ausgerechnet Fuji und Sony führten mit ihren Modellen vor, wie die Reportagekamera der Zukunft aussieht: klein, schnell, lichtstark, leise.

Leica hat dies mit der Q nicht nur kopiert, sondern auch besser gemacht: Das Summilux-Objektiv bietet eine maximale Blendenöffnung von 1,7 - hervorragend für ein Weitwinkel. Dank Stabilisator lassen sich so auch in der Dämmerung noch verwacklungsfreie Aufnahmen machen. Das Klicken des Verschlusses ist so dezent wie es sich für eine Leica gehört - fast unhörbar. Was stört: Die Q tendiert in den Schattenpartien zur Streifenbildung. Dieser als "Banding" bezeichnete Effekt tritt bei vielen Digitalkameras auf, aber nicht so störend wie bei der Q. Man muss seine Fotos deshalb schon sehr genau belichten.

Der Preis hingegen ist für Leica fast schon günstig, kosten doch Wechselobjektive der M-Reihe mehr als 5000 Euro. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt mit der Q eine gut ausgestattete Reportagekamera, die mehrere Jahre zur Spitze zählen wird. Und das ist im Digitalzeitalter fast eine Ewigkeit.

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Quelle:
SZ vom 02.12.2015
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