Süddeutsche Zeitung

BMW: Das erste Quartal:Die Zeitbombe tickt

BMW schreibt noch verhältnismäßig gute Zahlen. Doch die leichtrote Bilanz lässt die Mitarbeiter bangen - um die Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung.

Michael Kuntz

Vor geraumer Zeit quittierten die Finanzmärkte einen Auftritt des damals neuen BMW-Konzernchefs Norbert Reithofer vor Analysten in London noch mit einem sinkenden Aktienkurs - trotz damals glänzender Geschäftszahlen. Die Zeiten haben sich geändert, die Messlatte hängt niedriger. Heute genügt es, wenn das Quartalsergebnis von BMW nicht so desaströs ausfällt wie von den Börsianern erwartet. Ein unverhofft geringer Verlust gilt als Erfolg. Schon steigt der Kurs um viereinhalb Prozent. Reithofer erhält das sprachlich problematische, aber zweifelsfrei positiv gemeinte Prädikat "Krisenmeisterer"

Es hätte also schlimmer kommen können. Reithofer wird ehrlicherweise nicht müde bei der Vorstellung der Quartalszahlen mehrfach darauf hinzuweisen, dass er 2009 für BMW als ein "Übergangsjahr" sieht. Prognosen für die nächsten Quartale verweigert er weiter, alles wird schlechter ausfallen als 2008. Im kommenden Jahr jedoch sollen neue Modelle und eine sachte erwachende Konjunktur den weltweit nach wie vor führenden Hersteller luxuriöser Premiumautos bereits wieder beschleunigen.

Hoffentlich behält Reithofer mit seiner optimistischen Einschätzung der ferneren Zukunft von BMW recht. Denn für die noch 100.000 Mitarbeiter des Konzern beginnt mit dem Verlust im ersten Quartal eine Zeitbombe zu ticken. Sie hoffen auf Gewinne noch in diesem Jahr. Denn wenn BMW vier Quartale in Folge, also ein Geschäftsjahr lang, Verluste schreibt, ist die Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung bis 2014 wenig wert. Sie kann dann gekündigt werden. So weit kommt es hoffentlich nicht. Das erste Quartalsergebnis ist dafür ein gutes Signal.

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SZ vom 07.05.2009/mel
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