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Bieterkampf um Opel:GM spielt auf Zeit

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Seit Wochen sollen die Verhandlungen über den Verkauf von Opel auf eine Entscheidung zulaufen - jetzt sollte sie endlich fallen. Doch die Konzernmutter GM hat plötzlich viel Zeit.

Der Verkauf von Opel wird immer mehr zur Hängepartie. Die ehemalige Mutter GM hat noch keine Entscheidung über die Zukunft des Rüsselsheimer Autobauers gefällt.

Das nach der Insolvenz neu zusammengesetzte GM-Direktorium sei bei seiner konstituierenden Sitzung zwar über den Stand der Gespräche mit den beiden Bietern Magna und RHJ informiert worden, teilte GM am Dienstag mit.

Dem Gremium sei allerdings keine Empfehlung für eine der beiden Offerten vorgelegt worden, da die Verhandlungen mit den Interessenten noch andauerten. Auch bei einem hochkarätig besetzten Treffen zwischen der Bundesregierung, Ländervertretern, GM und den Opel-Bietern am Dienstag in Berlin wurde keine konkrete Entscheidung erwartet.

Verhandlungen mit Magna stocken

"Wenn sie mich fragen, ob wir heute einen Bieter auswählen, lauten die Antwort Nein", sagte GM-Verhandlungsführer John Smith vor dem Treffen. Es gehe lediglich um die Klärung noch offener Fragen mit den Bietern.

Auch das Wirtschaftsministerium rechnete Kreisen zufolge nicht mit einer Entscheidung. An den Gesprächen nahmen neben Smith auch Magna-Co-Chef Siegfried Wolf und RHJ-Chef Leonhard Fischer teil. Besonders die Verhandlungen mit dem von der deutschen Politik bevorzugten Bieter Magna hatten sich zuletzt hingezogen.

GM-Manager Smith hatte erklärt, Magna habe neue unerfüllbare Forderungen gestellt. Streitpunkt ist neben künftigen Lizenzzahlungen auch das zukunftsträchtige Russlandgeschäft.

Die Verträge mit RHJ sind nach Angaben von GM hingegen praktisch unterschriftsreif. Allerdings sperren sich die Opel-Länder gegen einen Verkauf an den Finanzinvestor und auch die Bundesregierung bevorzugt Magna. Es wird befürchtet, dass GM Opel in einigen Jahren wieder von RHJ zurückkaufen könnte.

Sympathien für RHJ-Offerte

Die Stimme von Bund und Länder hat Gewicht, denn sie entscheiden über milliardenschwere Staatshilfen, die Opel zum Überleben braucht. GM hat zwar Sympathien für die Offerte von RHJ, will aber auf die deutschen Staatshilfen nicht verzichten.

Das RHJ-Angebot bleibe angesichts der schwierigen Verhandlungen mit Magna weiterhin "eine vernünftige und gangbare Option", hatte GM-Manager Smith erklärt.

Die Empfehlung des GM-Gremiums wird daher mit Spannung erwartet. Sie ist ein wichtiger Schritt in dem Verkaufprozess und gilt als Entscheidungsgrundlage für die Beratungen im Beirat der Opel-Treuhand, der in dem Verkaufsprozess das letzte Wort hat.

Er ist mit zwei Vertretern von GM und je einem Abgesandten von Bund und Ländern besetzt. Den Vorsitz führt der Präsident der amerikanischen Handelskammer in Deutschland, Fred Irwin. Die Treuhand hält 65 Prozent der Opel-Anteile, die restlichen 35 Prozent liegen bei GM.

"Ermutigende Signale"

Trotz der zähen Gespräche zeigte sich die Bundesregierung zuletzt optimistisch, zu einer Einigung zu kommen. Aus den Gesprächen mit GM hätten sich "ermutigende Signale" ergeben, hatte der stellvertretende Regierungssprecher Klaus Vater zu Wochenbeginn erklärt.

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