Süddeutsche Zeitung

Bezahlfernsehen:Neuer Wind aus den USA

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Der Bezahlsender Sky, der auch in Deutschland viele Abonnenten hat, bekommt eine neue Chefin, die von der amerikanischen Muttergesellschaft Comcast kommt. Sie soll für Änderungen sorgen.

Von Caspar Busse, München

Die Bilanz kann sich durchaus sehen lassen: In seiner Amtszeit wurde die Sky-Gruppe zu einem der größten Fernsehunternehmen in Europa mit rund 24 Millionen Abonnenten in mehreren Ländern, der Umsatz verdreifachte sich, der Wert stieg deutlich an. Jetzt gibt Jeremy Darroch, 58, nach 13 Jahren an der Spitze überraschend und schnell seinen Chefposten ab, er wird noch bis Ende 2021 im Verwaltungsrat bleiben, "um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten", wie er sagte - und wird dann ganz ausscheiden. Es ist durchaus das Ende einer Ära, allerdings in einer schwierigen Zeit.

Denn während in der Corona-Pandemie Fernsehsender und Streamingdienste teilweise massiv profitieren, weil die Menschen viel zuhause sind und Ablenkung suchen, hatte die Sky-Gruppe eher zu kämpfen. Umsatz und Zahl der Abonnenten gingen zurück, alleine zwischen April und Juni 2020 rutschte der Umsatz um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal ab, auch weil Sky stark von Sportsendungen, insbesondere Fußball, abhängig ist, und die pausierten in der Pandemie lange. Netflix, Disney Plus und andere Anbieter konnten dagegen teilweise deutliche Zuwächse vermelden. Auch die frei empfangbaren Fernsehsender berichteten von mehr Zuspruch.

Sky ist in Großbritannien, Irland, Italien, Deutschland und Österreich aktiv, Darroch hatte die einzelnen Ländergesellschaft deutlich stärker zusammengeführt. Hierzulande wird die Zahl der zahlenden Abonnenten auf etwa fünf Millionen geschätzt, Daten werden seit dem Rückzug von der Börse nicht mehr veröffentlicht. Sky ist unter anderem der wichtigste Finanzier der Fußball-Bundesliga. Zuletzt musste der Sender aber Rückschläge hinnehmen, so verlor Sky Deutschland die Rechte an der Fußball-Champions-League von diesem Sommer an. Außerdem kann der Sender künftig nur noch samstags von der Bundesliga berichten, die anderen Spiele laufen beim Streamingdienst Dazn. Deutschland-Chef Devesh Raj, seit einem Jahr im Amt, setzt nun verstärkt auf selbstproduzierte Serien wie "Hausen", "Das Boot" oder "Der Pass". Zu sehen ist derzeit auch die amerikanische Erfolgsproduktion "The Undoing" mit Nicole Kidman und Hugh Grant.

Darrochs Nachfolgerin Dana Strong kommt von der Muttergesellschaft Comcast aus den USA - wie übrigens auch Deutschland-Chef Raj. Es wird nun vermutet, dass die Amerikaner stärker durchregieren werden und auf bessere Zahlen drängen werden. Comcast ist einer der größten Medienkonzerne in den USA, stark unter anderem im Kabelgeschäft, auch NBC Universal gehört dazu. Das Unternehmen hatte sich vor gut zwei Jahren in einem Wettbieten gegen den Disney-Konzern und 21st Century-Fox von Rupert Murdoch durchgesetzt und den Zuschlag für die Sky-Gruppe erhalten. Comcast zahlte damals den Rekordpreis von rund 33 Milliarden Euro für Sky, Disney investierte inzwischen mit Erfolg in den Aufbau eines eigenen Streamingdienstes. Darroch erklärte, die Entscheidung zum Abschied sei ihm nicht leicht gefallen sei. Aber jetzt, "da das Geschäft fest in der Comcast Corporation verankert ist", sei es der richtige Zeitpunkt. Nachfolgerin Dana Stron stammt aus Ohio und hat auch die australische Staatsbürgerschaft. Sie soll nun "Veränderungen vorantreiben", offen ist aber, in welche Richtung.

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