Süddeutsche Zeitung

Berkshire Hathaway:Warren Buffett findet seinen Milliarden-Erben

Lesezeit: 2 min

Porträt von Alexander Mühlauer

Es ist nicht leicht, zu gehen, schon gar nicht, wenn man Warren Buffett heißt. Denn auf die Frage, wer ihm irgendwann nachfolgen könnte, kann es eigentlich nur eine Antwort geben: keiner. Natürlich kann niemand so einfach das Erbe des legendären Investors antreten. Andererseits gilt: Niemand ist unersetzbar. Das weiß auch Warren Buffett, und deshalb hat er seinen Aktionären am Wochenende einen Brief geschrieben.

Die Top-Kandidaten heißen Jain und Abel

Es ist ein Brief, der nach Abschied klingt. Ein bisschen Wehmut schwingt mit, doch dann wieder Entschlossenheit. Buffett schreibt: "Der Verwaltungsrat und ich glauben, dass wir jetzt die richtige Person haben, die mich als Chef ersetzen kann - einen Nachfolger, der den Job antreten kann am Tag, nachdem ich gestorben oder zurückgetreten bin."

Der 84-Jährige erklärte, der neue Chef seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway werde es schwerer haben als er. Die Wachstumsraten dürften in den nächsten 50 Jahren schwächer ausfallen. Die besten Chancen, Buffett nachzufolgen, haben die beiden Berkshire-Manager Greg Abel, 52, und Ajit Jain, 63. Ihre Arbeit lobte der Vize-Chairman Charlie Munger, Buffetts Kumpel und auch schon 91 Jahre alt. Abel ist verantwortlich für die Sparte Energie, Jain für Versicherungen. Die beiden seien Top-Kandidaten, so Munger.

Legendäres Gespür für "das nächste große Ding"

Warren Buffett hat Berkshire Hathaway zu einem Imperium aufgebaut, darunter sind mehr als 80 Firmenbeteiligungen, Coca-Cola, GE und Munich Re gehören dazu. An der Börse ist die Gesellschaft 363 Milliarden Dollar wert. Der Konzern sei mittlerweile so riesig geworden, schreibt Buffett in seinem Brief, dass es allein deswegen nicht mehr so große Sprünge geben könnte. "Ich denke, Berkshire wird sich besser schlagen als die durchschnittliche amerikanische Firma, aber der Vorteil, wenn es ihn denn gibt, wird nicht mehr so groß sein."

Buffetts Aktionäre werden nun genau darauf achten, wer die Zukunft von Berkshire Hathaway steuern wird. Denn es war stets Warren Buffetts legendäres Gespür für das nächste große Ding. Und genau darum geht es ja: the next big thing. Man muss es suchen, finden - und rechtzeitig investieren.

Ein Kind der großen Depression

Buffett selbst lernte früh, was es heißt, Geld zu verdienen. Er wuchs in den 1930er-Jahren auf, als Amerika die große Depression bewältigen musste. Mit sechs Jahren fing er an, Kaugummis an die Nachbarn zu verkaufen, später dann Coca-Cola. Jeden Morgen stand er um halb fünf auf, um Zeitungen auszutragen. Als er 14 Jahre alt war, füllte er seine erste Steuererklärung aus: sieben Dollar, weil er sein Fahrrad und seine Uhr als Geschäftskosten absetzen wollte. Später, als er bei Benjamin Graham studierte, begann Buffett die Menschen zu verachten, die ihr Geld so schnell wie möglich vermehren wollten, jene auf kurzfristigen Profit orientierten Spekulanten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Buffett wettert immer wieder gegen die Gier der Banker. "Massenvernichtungswaffen" nannte er die Finanzprodukte, mit denen sie jongliert hatten. Spätestens seit der Finanzkrise inszeniert sich Buffett als der gute Kapitalist.

Nun muss das "Orakel von Omaha", der "Held des Geldes" eine schwierige Prognose wagen: Wer schafft es, sein Erbe zu bewahren? Im Mai würde Warren Buffett 50 Jahre an der Spitze seines Konzerns stehen. Mal sehen, wer dann mit ihm feiert.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2372626
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 02.03.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.