Süddeutsche Zeitung

Belohnung:VW belohnt Führungskräfte mit "Top-Manager-Müsli"

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Von Max Hägler

Es gibt Geschenke im Arbeitsleben, die ergeben ein bisschen Sinn. Angela Merkel erhielt in ihren letzten Monaten als CDU-Chefin von ihrer Partei unter anderem: einen Taktstock, Wandersocken und einen gelben Regenmantel. Das mit dem Taktstock ist selbsterklärend. Und zum Outdoor-Equipment sagte sie: "Aus diesem Geschenk schlussfolgere ich, dass Sie mich nicht im Regen stehen lassen wollen - das finde ich toll!" Markus Söder bekam übrigens einmal einen weißen Bademantel. Was einige - vor allem Kritiker - auch für sehr passend halten.

Was aber soll man davon halten, wenn man bei einer beruflichen Veränderung eine eigens angerührte Körnersammlung vom Arbeitgeber erhält? Die Frage stellen sich derzeit einige einflussreiche Menschen im Volkswagen-Konzern. 18 Männer und vier Frauen sind in der vergangenen Woche in den TMK berufen worden, den Top-Management-Kreis, wo man noch einmal mehr verdient als im OMK, dem Oberen-Management-Kreis - und innerhalb von VW noch besser angesehen ist.

"Ein eigens zusammengestelltes Top-Manager-Müsli"

So eine Besetzung wird natürlich gewürdigt. In der Mitteilung des Hauses dazu ist alles genau notiert: Der Altersschnitt liegt bei 47 Jahren. Der Frauenanteil bei 18 Prozent, und es ist herauszulesen, dass sie darauf stolz sind, denn zuvor war dieser beinahe unter der Wahrnehmungsschwelle. Er hoffe, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian jedenfalls, "dass die Tatkraft der neuen Top-Managerinnen ihre momentan noch zahlenmäßige Unterlegenheit ausgleicht".

Schließlich erfährt man, dass es bei dieser elitären Party im Casino eben auch noch Geschenke gab: "Aus der Hand" des Personalvorstandes sowie der Personalchefin Maren Gräf habe jeder eine "Ernennungsurkunde" erhalten. Wie man das aus anderen Behörden auch kennt.

Dazu: "Ein eigens zusammengestelltes Top-Manager-Müsli". Was eigenartig erscheinen mag, wird nachvollziehbar, wenn man weiß, was VW-TMKler künftig alles so leisten müssen. Es gehe bei "Leadership" nun um "die Förderung von Experimenten oder die Stimulierung von Kreativität", sagte Kilian, nicht ohne zu warnen: "Auch unsere alten Tugenden sind und bleiben überlebenswichtig!" Alles anders, aber doch irgendwie wie gehabt - wer solch eine Aufgabe erhält, der braucht entweder einen Regenmantel. Oder notfalls ein Müsli, mit viel Schokolade, als Nervennahrung.

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SZ vom 29.01.2019
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