Süddeutsche Zeitung

Beispielrechnung:Hohe Kosten

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Konzerne und Makler machen Geschäfte zulasten der Mitarbeiter. Der muss schon mal doppelt so viel zahlen wie anderswo.

Von Herbert Fromme, Köln

Ulrich Pfaffelhuber hat einen eigenartigen Humor. Den hat 2014 der Moderator Johannes B. Kerner zu spüren bekommen, als der Versicherungsmakler aus Würzburg ihn bei einem Streit auf dem Wiener Opernball verbal und mit dem Inhalt eines Sektglases anging. Ein Begleiter Kerners verpasste Pfaffelhuber daraufhin einen Fausthieb.

Der Skandal hat die millionenschweren Geschäfte Pfaffelhubers kaum gestört. Er verwaltet das DUK Versorgungswerk, "Dachverband der Unterstützungskassen für deutsche Krankenhäuser". Was klingt wie eine gemeinnützige Einrichtung, ist ein knallhartes Geschäftsmodell. Pfaffelhuber ist bei vielen Krankenhauskonzernen beliebt - er nimmt ihnen viel Arbeit mit der betrieblichen Altersversorgung ab, die sonst die Personalabteilungen erledigen müssten. Das wird mit hohen Provisionen an den Makler erkauft und geht zu Lasten der Altersversorgung der Mitarbeiter.

Beispiel Andreas V. Der 40-jährige Klinikarzt will etwas für seine Altersvorsorge tun. Sein Arbeitgeber, ein Krankenhauskonzern, hat einen Vertrag mit dem DUK abgeschlossen, der eng mit der Gothaer Versicherung zusammenarbeitet. Andreas V. soll 500 Euro im Monat einzahlen. Durch Steuer- und Sozialversicherungsersparnis beläuft sich die Nettobelastung auf 275 Euro. Mit 67, also im Jahr 2042, würde er ein garantiertes Alterskapital von rund 163 000 Euro erhalten, mit Überschüssen voraussichtlich etwa 230 000 Euro, rechnet die DUK-Vertreterin vor. Wählt er die Rentenzahlung, kann er mit garantiert 530 Euro rechnen. Mit Überschüssen beträgt die Rente 770 Euro.

In einem Beispielfall zahlt der Arbeitnehmer doppelt so viel Gebühren wie anderswo

Die SZ hat das Angebot an Andreas V. von einem Konkurrenten nachrechnen lassen: Die Klinik-Rente wird von der Allianz geführt und ist ein Konsortium von sechs Versicherern. Das Ergebnis: Das Garantiekapital betrüge 174 000 Euro, die voraussichtlichen Leistungen mit Überschüssen 258 000 Euro, die Renten 570 Euro und 840 Euro. Mindestens 11 000 Euro Unterschied, mit Überschüssen 28 000 Euro - wie kann das sein?

Die Differenz stammt fast ausschließlich aus den hohen Kosten. "Wenn Sie den Vertrag abschließen, betragen die Kosten einmalig 3750 Euro", teilt die Gothaer mit. "Die außerdem anfallenden laufenden Kosten betragen vor Rentenbeginn 515 Euro pro Jahr (dies entspricht 42,91 Euro pro Monat)." Beim Rivalen Klinikrente betragen die Abschlusskosten 3560 Euro, dazu kommen zwischen 120 Euro und 190 Euro im Jahr jährliche Kosten, je nachdem, wie viel Kapital schon angesammelt ist.

Andreas V. zahlt beim DUK-Vertrag mehr als 17 000 Euro Kosten, beim Rivalen wäre es weniger als die Hälfte. Mit Zins und Zinseszins wirkt sich das katastrophal auf die Rendite aus. Verantwortlich ist sein Arbeitgeber, der den Rahmenvertrag mit dem teuren DUK abgeschlossen hat. Die Gothaer bestreitet die Kostendifferenz nicht und verweist auf den Arbeitgeber: "Wir halten uns genau an die Vorgaben, die von den Kliniken beauftragt werden." Reduzierte Provisionen, die bei der betrieblichen Altersversorgung üblich sind, wären nur möglich, wenn der Arbeitgeber dem Makler "Akquisitionserleichterungen" gewährte, beispielsweise eine Intranetseite.

Andreas V. hat keine Alternative. Wenn er die betriebliche Altersversorgung will, muss er den DUK-Vertrag unterschreiben. Für ihn lohnt sich das wegen der gesparten Sozialabgaben und Steuern wohl immer noch. Aber in Ordnung findet er das nicht.

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Quelle:
SZ vom 19.07.2016
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