Süddeutsche Zeitung

Bayer: Sparprogramm:Teure Nächte in Köln

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Kein Koffer in Köln: Der Chemiekonzern Bayer schickt dienstreisende Mitarbeiter wegen der Bettensteuer nach Leverkusen und Düsseldorf. Auch den Chef.

Melanie Ahlemeier

Was kommt als nächstes? "Bitte die Bleistifte seltener anspitzen" oder "Bitte das Kaffeepulver zweimal aufbrühen"? Der Chemiekonzern Bayer fordert seine dienstreisenden Mitarbeiter auf, nicht mehr in der Stadt Köln abzusteigen. Aus Kostengründen. Denn seit Oktober treibt die klamme Domstadt die sogenannte Bettensteuer in Höhe von fünf Prozent des Zimmerpreises ein - zum Ärger des Welt-Konzerns.

Zukünftig solle doch - bitteschön - in Leverkusen oder Düsseldorf übernachten, wer beruflich in Köln zu tun habe, heißt es in einer internen E-Mail des Bayer-Reisemanagements. Der Konzern selbst nennt das "eine Empfehlung", nicht eine Dienstanweisung. Die gelte für alle Mitarbeiter und damit selbstverständlich auch für den neuen Konzernchef Marijn Dekkers, der vor zwei Wochen Werner Wenning an der Spitze des Unternehmens abgelöst hatte.

Für Bayers Sparwahn hat die Stadt Köln nicht mehr als ein Lächeln übrig. "Wer in Köln zu tun hat, dem ist schon aus Zeitgründen nicht zu raten, in die Peripherie zu gehen", heißt es bei der Kommune. Von 30 bis 300 Euro reiche die Spanne für ein Hotelzimmer, je nachdem ob Messezeit sei oder nicht. Und wer sich ein Hotel in einer Nachbarstadt suche, zahle letztendlich nur drauf - wegen der deutlich verlängerten Anfahrtszeit.

Köln kassiert unter der offiziellen und leicht blumig daherkommenden Bezeichnung "Kulturförderabgabe". Im März wurde die Steuer beschlossen, schon bald könnten weitere Städte nachziehen. München, Hamburg, aber auch etliche kleinere Kommunen hätten sich bereits in Köln informiert, berichtet die Verwaltung. In Berlin hatte erst vor wenigen Tagen Wirtschaftssenator Harald Wolf eine Steuer in Höhe von 1,50 Euro pro Übernachtung ins Spiel gebracht.

Gut möglich also, dass Bayer-Mitarbeiter demnächst weitere E-Mails vom Konzern-Reisemanagement erhalten. Deutschland hat viele Städte mit Finanzproblemen.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2010
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