Süddeutsche Zeitung

Bankenfusion:Die Zeit drängt

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In den Gesprächen zwischen Deutscher Bank und Commerzbank rückt eine Entscheidung näher.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

In den Gesprächen über einen Zusammenschluss zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank könnte es einem Insider zufolge schon am Wochenende zu einer Vorentscheidung kommen. Ein konkreter Termin, etwa eine reguläre Vorstandssitzung der Commerzbank, stünde zwar nicht im Kalender, hieß es in Finanzkreisen. Man werde aber generell zügig entscheiden, sagte ein Insider. Bei der Deutschen Bank will man sich unterdessen etwas mehr Zeit lassen. Deren Aufsichtsratschef Paul Achleitner hatte vergangene Woche auf einer Veranstaltung in Liechtenstein gesagt, der Vorstand beider Seiten habe angekündigt, dass man Ende April schon mit "konkreteren Überlegungen" werde überraschen können.

Am 17. März hatten beide Häuser ihre Verhandlungen offiziell gemacht, über die bereits seit Monaten spekuliert worden war. Sowohl Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing als auch Commerzbank-Chef Martin Zielke betonten, die Gespräche ergebnisoffen führen zu wollen. Als einer der größten Knackpunkte gilt die Kapitalfrage. Je nachdem, wie der Zusammenschluss genau ausgestaltet ist, müsste die Deutsche Bank oder das fusionierte neue Unternehmen dafür drei bis fünf Milliarden Euro oder sogar noch deutlich mehr frisches Kapital bei den Aktionären einsammeln. "Drei Milliarden könnte man vergleichsweise leicht von Investoren bekommen", sagt ein Insider, der an den Verhandlungen beteiligt ist. Eine Kapitalerhöhung von zehn Milliarden Euro aber sei praktisch unmöglich, weil dies den Anteil der Altaktionäre viel zu stark verwässern würde. Mithin würden diese dabei nicht mitziehen. Kein Wunder, dass Berater nun grübeln, wie eine Fusion auch ohne größere Kapitalerhöhung möglich wäre. Die Idee: Weil die Commerzbank an der Börse viele Milliarden Euro weniger wert ist, als sie Eigenkapital in ihrer Bilanz hat, könnte sich die Deutsche Bank diese Differenz in der Bilanz verbuchen. In der Fachsprache nennt sich das "Badwill" oder auch negativer Firmenwert. In den Gesprächen geht es dem Vernehmen nach nun darum, welchen Anteil des "Badwill" die Finanzaufseher und Ratingagenturen anerkennen werden.

Viel spricht dafür, dass sich beide Banken auf eine Kapitalerhöhung vorbereiten, zum Beispiel, dass die Liste der Berater von Tag zu Tag länger zu werden scheint. So hat die Deutsche Bank nicht nur die Investmentbank Citi mandatiert, sondern auch Morgan Stanley sowie eine kleine US-Investmentbank namens Centerview Partners, wohin unlängst ein wichtiger Mitarbeiter gewechselt war. Die Commerzbank wiederum lässt sich beraten von Goldman Sachs, Rothschild und Bank of America. Die Aktien der Deutschen Bank stiegen am Mittwoch um mehr als ein Prozent; die der Commerzbank blieben fast unverändert.

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SZ vom 04.04.2019
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