Süddeutsche Zeitung

Banken:Deutsche HSBC verliert Chefin

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Die Düsseldorfer Tochter der britischen Großbank wechselt überraschend die Führungsspitze aus.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Sie war die einzige Frau an der Spitze einer größeren deutschen Bank, nun ist sie überraschend rund zwei Jahre vor Ablauf ihres Vertrags zurückgetreten: Carola Gräfin von Schmettow, 57, übergibt ihren Posten an den bisherigen Firmenkundenchef Nicolo Salsano, teilte die Deutschlandtochter der britischen Bank HSBC mit. Von Schmettow erklärte, sie verlasse das Institut auf eigenen Wunsch. "Ich habe bereits vor vielen Monaten den Entschluss gefasst, eine Auszeit zu nehmen, um danach ein neues Kapitel zu beginnen". Die fünffache Mutter hatte ihre Karriere bei HSBC 1992 im Kapitalmarktbereich gestartet und das Institut seit 2015 geführt.

Angeblich gab es keine weiteren Gründe für den plötzlichen Rückzug. Seit Januar 2020 gehörte Schmettow auch zum Kreis der General Manager der britischen HSBC, was die größte europäische Bank ist. Zuletzt aber kam die Vorgabe aus der Zentrale, bis 2022 mehr als 630 der insgesamt rund 3100 Stellen zu streichen, die teilweise ins Ausland verlagert werden. Ohnehin greift der Mutterkonzern seit einiger Zeit härter durch in Düsseldorf: Erst unlängst hatte HSBC Holdings die Kontrolle über die deutsche Tochter Trinkaus & Burkhardt übernommen. Die Landesbank Baden-Württemberg hatte ihren 18,66-Prozent-Anteil an die britische Großbank verkauft. HSBC Deutschland war aus der Düsseldorfer Privatbank Trinkaus & Burkhardt hervorgegangen. Als Gründungsjahr gibt die Bank 1785 an. Die Bilanzsumme der Bank ist 2020 zum Vorjahr von 26,6 auf 29,5 Milliarden Euro gestiegen. Das Institut wollte hierzulande vor allem im Geschäft mit Mittelständlern wachsen.

Schmettows Nachfolger Nicolo Salsano ist seit Herbst 2018 im Vorstand der HSBC Deutschland. Er kam von der Schweizer Bank Credit Suisse, wo er unter anderem für das Investmentbanking in Deutschland und Österreich zuständig war.

International setzt die britische Großbank derzeit noch stärker auf das Asiengeschäft. Wie jüngst herauskam, sollen drei wichtige Vorstände der Bank von London nach Hongkong umziehen. Die HSBC war 1865 in Hongkong gegründet worden und erst 1991 nach London umgezogen. Seither wurde immer wieder ein Umzug der Zentrale nach China diskutiert, aber dann doch wieder verworfen. Vor einem Jahr hatte Vorstandschef Noel Quinn zudem einen großen Stellenabbau angekündigt.

Britische Abgeordnete hatten Quinns Chinastrategie kritisiert, weil er aus ihrer Sicht derzeit zu viele Kompromisse mit dem Regime in Peking eingeht. Bei einer Anhörung vor dem Auswärtigen Ausschuss musste sich der Bankchef im Januar gegen den Vorwurf verteidigen, die chinesischen Behörden bei der Unterdrückung von Demokratie-Aktivisten in Hongkong zu unterstützen.

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Quelle:
SZ vom 12.03.2021
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