Süddeutsche Zeitung

Verbraucherschutz:Bafin droht Lebensversicherern mit Provisionsverbot

Die Aufsicht befürchtet, dass Vermittler durch hohe Provisionszahlungen dazu verleitet werden, Policen zu empfehlen, die ihnen das meiste Geld einbringen - und nicht den Kunden den größten Nutzen.

Von Friederike Krieger, Bensberg

Die Finanzaufsicht Bafin ermahnt die Versicherer, Exzesse bei der Provisionshöhe in den Griff zu bekommen. "Sonst wird so etwas wie ein Provisionsverbot oder ein Provisionsrichtwert kommen, der weniger liberal ist", warnte Bafin-Chef Mark Branson auf dem Versicherungstag der Süddeutschen Zeitung in Bensberg bei Köln.

Im Zuge der Einführung der europäischen Kleinanlegerstrategie hatte sich die EU-Kommissarin Mairead McGuinness mit der Forderung eines vollständigen Provisionsverbots zwar nicht durchsetzen können. Aber das Thema kann wieder auf die Agenda kommen, wenn die Versicherer nicht tätig werden.

Die deutsche Aufsicht kritisiert schon seit längerem die hohen Kosten bei Lebensversicherungen, vor allem bei fondsgebundenen Policen. "Da muss Bewegung hineinkommen", forderte Branson. "Daran haben zu viele zu lange zu gut verdient." Vor allem hohe Vertriebskosten sind der Aufsicht ein Dorn im Auge. Die Bafin fürchtet, dass Versicherer durch hohe Provisionszahlungen Anreize für Vermittler setzen, die Policen zu empfehlen, die ihnen das meiste Geld einbringen - und nicht die Verträge, die den höchsten Nutzen für Kunden stiften.

Die Bafin hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, Versicherer genauer unter die Lupe zu nehmen zu wollen, deren Policen zu den teuersten 25 Prozent des Marktes gehören. "Sechs Unternehmen haben wir in der ersten Welle überprüft, jetzt sind noch vier weitere dazugekommen", sagte Branson. In einem ersten Fall habe die Aufsicht auch Änderungen durchgesetzt, die Neu- und Bestandskunden zugutekämen. Um welche Versicherer es sich handelt, wollte Branson allerdings nicht verraten.

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