Süddeutsche Zeitung

Autovermietung:Erich Sixt hängt alle ab

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Der europäische Marktführer der Branche erfreut mit Rekordzahlen.

Von Dieter Sürig, München

Rekorde, Rekorde, Rekorde - wenn der Pullacher Autovermieter Erich Sixt Bilanzzahlen vorlegt, dann versteigt er sich gerne in Superlativen, entschuldigt sich fast für den monotonen Anstieg der Kurven, die Umsatz und Ergebnis dokumentieren. Am Dienstag konnte der 74-Jährige bei der Hauptversammlung "das bislang stärkste Jahr in der Firmengeschichte" vermelden - "die Konkurrenten sehen wir nur noch im Rückspiegel", kokettierte er. Sixt sei europaweit die Nummer eins der Mobilitätsdienstleister, vor Europcar "und dann kommt lange überhaupt nichts".

Angesichts des Konzernergebnisses vor Steuern (EBT) von 534,6 Millionen Euro (2017: 287,3 Millionen Euro), enthalten ist hier der Erlös aus dem Verkauf der Drivenow-Anteile von 197,8 Millionen Euro an BMW, gaben sich einige Aktionäre mit der Dividende nicht so richtig zufrieden. Die Ausschüttung von 2,15 Euro je Stammaktie (2017: 1,95 Euro) und 2,17 Euro je Vorzugsaktie (1,97 Euro) sei doch im Vergleich zu den Vorjahren verhältnismäßig bescheiden, monierten Aktionärsvertreter. Womöglich waren sie auch verwöhnt vom Vorjahr, als der Drivenow-Verkauf den Sixt-Investoren noch eine Sonderzahlung von 2,05 Euro je Papier beschert hatte. "Als Aktionär ginge es mir mit vier Euro Dividende besser", sagte jedenfalls ein Investor.

Erich Sixt erinnert bei solchen Gelegenheiten gerne daran, dass er als Vorstandschef und Hauptaktionär eine Doppelrolle habe. Wenn er also auch an seine eigene Brieftasche denke, sei doch die Ausschüttungsquote von 24 Prozent des Gewinns in Ordnung - zumal Sixt gerade in seine neue App One investiert hat, in der die Angebote Rent, Share und Ride (Taxivermittlung) zusammengefasst sind. Sixt betreibt derzeit 2000 Stationen in 105 Ländern und hat eine Flotte von 270 000 Fahrzeugen. Mit der neuen App bietet das Unternehmen bislang Sharingdienste in Berlin, Hamburg und München sowie eine Taxivermittlung in weltweit 250 Städten.

Dass Sixt über kurz oder lang doch von Fahrdienstleistern wie Uber oder entsprechenden Angeboten der Autokonzerne überholt werden könnte, wie ein Aktionär befürchtete, sieht Sixt nicht. Uber sei ein "Verlustmaximierer", dem er "keine große Zukunft" gebe, sagte er. Und die Autohersteller müssten eine Infrastruktur aufbauen, da habe Sixt einen Vorsprung von 2000 Stationen. Angesichts der Expansion in den USA und auch Italien sieht der Autovermieter noch viel Potenzial. Erich Sixt bestätigte deshalb seine Prognose. Er erwartet einen "deutlich steigenden operativen Konzernumsatz (2018: 2,6 Milliarden Euro) sowie ein stabiles Konzern-EBT" (ohne Berücksichtigung des Drivenow-Verkaufs).

Die Sixt-Aktie legte am Dienstag bis Börsenschluss um gut zwei Prozent zu.

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Quelle:
SZ vom 05.06.2019
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