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Apple-Prozessoren:Neue Chancen, neue Risiken

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Vor 15 Jahren gab es einen Aufschrei, als Apple Intel-Prozessoren einsetzte. Diesmal ist das anders, für Software-Hersteller bedeutet es jedenfalls viel Arbeit.

Von Hans von der Hagen

Als vor rund 15 Jahren Apple ankündigte, dass man fortan Prozessoren von Intel statt wie bislang von IBM verwendet werde, gab es einen Aufschrei in der Szene. Es war klar, was die Folgen sein würden: Generationen von Geräten müssten über kurz oder lang ausgetauscht werden - die schnelllebige Softwarebranche würde nur noch neue Produkte für den Intel-Standard anbieten.

Und dieses Jahr? Als Apple verkündete, dass die Rechner bald Chips bekommen würden, die auf der ARM-Technologie basierten, blieb der Aufschrei aus.

Warum? Patrick Palmer, der bei dem Softwarehersteller Adobe als Produktmanager für den Videobereich zuständig ist, sagt, dass vor 15 Jahren mehr Emotionalität im Spiel gewesen sei. Apple-Nutzer hätten es damals als Affront empfunden, dass das Unternehmen von einer eigenständigen Plattform ausgerechnet zu Intel wechselte - und damit dichter an die Microsoft-Welt heranrückte. Auch wenn der Schritt sinnvoll gewesen sei, habe es Apple versäumt, den Nutzen für die Kunden herauszustreichen. Zuletzt lief das anders: Apple präsentierte die neuen Prozessoren, M1 genannt, mit dem Versprechen, dass diese sehr viel leistungsfähiger seien.

Gleichwohl fallen auch bei einem Unternehmen wie Adobe die Reaktionen gemischt aus. Während Entwickler durchaus goutierten, dass mit den neuen Prozessoren auch die Möglichkeit für ein Großreinemachen bei der Software gekommen sei, müsse er als Produktmanager damit leben, dass funktionierende Produkte neu aufgesetzt werden müssten. Am Ende wögen aus seiner Sicht aber die Vorteile die Nachteile auf. Nicht nur, weil die neuen Prozessoren die Programme sicher schneller machten, sondern zugleich auch weniger Energie verbrauchten.

Die neue Technologie soll nicht nur effizienter sein, sondern es auch ermöglichen, dass Anwendungen für iPad und iPhone künftig auch auf den Desktop-Rechnern laufen - und umgekehrt. Ein Sprecher von Buhl-Data, einem Unternehmen, das vor allem für die Wiso-Steuersoftware bekannt ist, hält das für realistisch. Gerade kleinere Unternehmen könnten davon profitieren, weil sich diese Entwickler für unterschiedliche Plattformen oft nicht leisten könnten.

Doch was sich gut anhöre, könne sich am Ende als aufwändig herausstellen. Vor allem, weil die Bedienkonzepte meist unterschiedlich seien - der kleinere Bildschirm eines Smartphones etwa zwinge oft zu einem Vorgehen in kleineren Schritten. Das bedeute, dass die Entwickler überlegen müssten, wie sie Abläufe strukturierten, damit sich Anwender auf Geräten mit unterschiedlichen Bildschirmauflösungen gleichermaßen zurechtfänden.

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