Süddeutsche Zeitung

Immobilienkonzern:Adler sieht sich von Betrugsvorwürfen entlastet

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Das Unternehmen hatte KPMG beauftragt, schwere Anschuldigungen eines Shortsellers gegen den Konzern zu prüfen. Dabei konnten die Wirtschaftsprüfer auch einige Mängel aufdecken.

Von Stephan Radomsky

Ein wenig Erleichterung blitzt dann doch durch hinter der professionellen Fassade von Stefan Kirsten. Der Manager, erst seit Februar Verwaltungsratschef beim Immobilienkonzern Adler Group, hat endlich etwas in der Hand: Den lange erwarteten Sonderbericht der Wirtschaftsprüfer von KPMG über die schweren Vorwürfe des berüchtigten britischen Leerverkäufers Fraser Perring. Und der fällt aus Sicht Kirstens gar nicht so schlecht aus: "Es ist kein Freispruch erster Klasse, natürlich wurden Mängel aufgedeckt", sagte er am Freitag. Die KPMG-Prüfer konnten auf 137 Seiten zwar nicht alle Vorwürfe, die Perring im Herbst erhoben hatte, entkräften. Auch habe KPMG zurecht Dokumentation und Abwicklung einiger Transaktionen kritisiert, so Kirsten, aber: Es habe im Konzern keinen systematischen Betrug und keine Täuschung gegeben. Insgesamt lasse sich sagen, Adler sei zwar "angeschlagen, aber vital".

Die Schwachstellen würden nun umfassend angegangen, sicherte Kirsten zu, auch personelle Konsequenzen schließe er nicht aus. Nach der Vorlage der Bilanz nächste Woche solle die Aufarbeitung beginnen und bis Mitte Mai abgeschlossen sein. Über den Sommer solle dann die Strategie von Adler überprüft werden, die Ergebnisse würden im Herbst vorgestellt.

Perring ist an den Finanzmärkten nicht irgendwer

Die Vorwürfe, die Perring in einem Bericht seiner Analysefirma Viceroy verbreitet hatte, sind heftig: Immobilien seien überbewertet, außerdem habe der österreichische Geschäftsmann Cevdet Caner gemeinsam mit anderen Geld aus dem Konzern abgezogen - zum Schaden von Aktionären und Anleihegläubigern. Von Viceroy hieß es am Freitag, man werde die Ergebnisse des KPMG-Berichts analysieren und weitere Einschätzungen veröffentlichen.

Die Anschuldigungen Perrings seien aus seiner Sicht insgesamt "überzogen und nicht haltbar", sagte Kirsten dagegen. "Viceroy ist für mich erledigt." Ob es dabei bleibt, wird sich zeigen. Perring ist an den Finanzmärkten nicht irgendwer. Der Brite hatte unter anderem bereits Anfang 2016 Vorwürfe gegen Wirecard erhoben. Nicht alles davon stellte sich später als wahr heraus - aber doch genug, dass Anleger seither zuhören, wenn er Alarm schlägt. Das hatte vor anderthalb Jahren bereits der deutsche Leasing-Spezialist Grenke zu spüren bekommen.

Auch die Adler-Aktie kannte seit dem Angriff vor allem eine Richtung: abwärts. Notierte sie vergangenen Juni noch deutlich über 26 Euro, fiel sie bis Jahresende sogar unter neun Euro. Am Freitag dann war die Erleichterung bei den Investoren deutlich bemerkbar. Nach Veröffentlichung des Berichts sprang die Aktie am Morgen um fast 20 Prozent nach oben. Im Verlauf gab sie zwar einen Teil der Gewinne wieder ab, notierte bis zum Mittag aber weiterhin mit gut 7,5 Prozent im Plus bei 12,50 Euro.

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