Süddeutsche Zeitung

Abgasaffäre:Aktionäre erhöhen den Druck auf VW

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Von Katja Riedel

Volkswagen droht in der Abgasaffäre neuer Ärger: Elf institutionelle Anleger, darunter die Pensionskasse Schwedens und die Pensionskasse des Staates New York, wollen nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung einen Sonderermittler für den Autokonzern durchsetzen. Der Sonderprüfer soll von der VW-Hauptversammlung am 22.

Juni berufen werden. Seine Aufgabe wäre es, die Affäre innerhalb des Unternehmens aufzuklären und vor allem ein mögliches Versagen der Konzernspitze aufzuarbeiten. Das geht aus dem Antrag hervor, den die elf Investoren über den Brüsseler Aktionärsberater Deminor bei VW eingereicht haben. In dem 17-seitigen Antrag werden Wirtschaftsprüfgesellschaften aus dem In- und Ausland vorgeschlagen, die diesen Sonderauftrag übernehmen sollen.

Vertrauen in VW-eigene Ermittler ist bei Aktionären offenbar gering

Wie es dazu kommen konnte, dass VW die Schadstoff-Messungen von elf Millionen Diesel-Fahrzeugen manipuliert hat, wird bereits von der Staatsanwaltschaft Braunschweig und der von VW selbst eingesetzten US-Kanzlei Jones Day untersucht. Der Antrag der Anleger zeigt, dass etliche Aktionäre offenbar wenig Vertrauen in die VW-eigenen Ermittlungen haben. Die Investoren wollen wissen, ob Vorstand, Aufsichtsrat oder einzelne Mitglieder dieser Gremien von den Manipulationen gewusst oder durch mangelhafte Kontrollen dem Konzern "Schaden zugefügt haben".

Die Antragsteller verweisen unter anderem auf den VW-Geschäftsbericht für 2014. Darin heiße es, der Konzern betreibe mit seinen Automarken eine "eng abgestimmte Technologie- und Produktplanung", um "Zielverfehlungen bei den Emissionsgrenzen zu vermeiden, die mit erheblichen Sanktionen verbunden wären". Die Investoren wollen wissen, welche Maßnahmen die Konzernspitze ergriffen habe, um "Verstöße gegen Emissions-Grenzwerte" zu verhindern; und ob es im Unternehmen entsprechende Kontrollen gegeben habe.

Neben Deminor fordern auch die Schutzvereinigung DSW und der Aktionärsberater Hermes EOS einen externen Prüfer. Die VW-Haupteigner dürften kein Interesse an einem Sonderermittler haben. Die Familien Porsche und Piëch sowie das Land Niedersachsen und der Öl-Staat Katar verlassen sich auf die US-Kanzlei Jones Day, die vom Aufsichtsrat eingesetzt worden ist. Sollte der Antrag scheitern, könnten die Investoren klagen - und VW den Sonderermittler per Gerichtsbeschluss bekommen. In den USA hat der zuständige Bundesrichter Charles Breyer unterdessen für diesen Dienstag eine Anhörung über den Zwischenstand der Verhandlungen im VW-Dieselskandal anberaumt.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2016
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